Zu Fuß auf dem Altmühltal Panoramaweg. Der Weg ist eher sanft hügelig, die seltenen Anstiege kurz. Eine Genusswanderung vor der Haustür. Aber egal, wo wir gerade unterwegs sind, ich kenne das „Spiel“ schon: Nenn es unterzuckert oder Hungerast, ich muss immer schnell was zu essen oder trinken zaubern können, sonst fällt die Stimmung ins Bodenlose. Zuletzt hatten wir immer eine Thermoskanne dabei, für eine schnelle Tee-Pause. Aber Thermos-Tee schmeckt schal und alt.
Dieses Mal konnte ich mit frischem Tee innerhalb von sechs Minuten punkten. Ohne schlechtes Gewissen, wie lange die Kartusche hält. Der Benzintank hält lange und zum Nachladen braucht es nur eine Tankstelle.
Ralf Stefan Beppler
Multifuel Kocher im Test: Soto Stormbreaker
Der Stormbreaker von Soto ist ein Multifuel-Kocher. Das heißt, dass man ihn sowohl mit Benzin als auch mit Gaskartuschen betreiben kann. Für die beiden potenziellen Brennstoffe gibt es jeweilige Adapter, die an der Brennstoffzuleitung zum eigentlichen Kocher befestigt werden. Die Befestigung sieht auf den ersten Blick etwas fragil aus, wird aber ohne Kraftaufwand mittels eines Bajonettverschlusses (Schraube nach hinten ziehen, Zuleitung einstecken und Schraube wieder einrasten lassen) unkompliziert gesteckt. Das flutscht ziemlich einfach und bedarf keines Sicherungsbügels wie bei manchen anderen Benzinern.
Der Betrieb mit Gas ist kein Hexenwerk. Der Stormbreaker funktioniert im Prinzip wie jeder andere Gaskocher. Der Kocher ist mit allen Kartuschen mit internationalem Schraubgewinde von Soto, Snow Peak, Coleman, Markill, Optimus oder Primus kompatibel. Er hat stabile ausklappbare Füße und bietet im Gasbetrieb einen breiten, langen Regulierungsbügel – leider ohne Piezo-Zündung.
Konzentrieren wir uns also auf den Benzinbetrieb. Das Umrüsten von Benzin auf Gas ist denkbar einfach durch den erwähnten Bajonettverschluss.
Ralf Stefan Beppler
Ralf Stefan Beppler
Welche Vorteile bietet der Benzinbetrieb?
Grundsätzliches vorweg: Viele Menschen haben Angst vor einem Benzinkocher. Zu gefährlich, zu kompliziert, heißt es dann. Beides muss nicht stimmen und man sollte ohnehin jeden Kocher mit Respekt, Vorsicht und unter Einhaltung jeweiliger Sicherheitsbedingungen nutzen.
Ist ein Benzinkocher kompliziert? Das hat etwas mit Erfahrung zu tun. Benziner funktionieren letztlich wie Gaskocher – nur, dass der Druck in der Gaskartusche schon aufgebaut ist, während man den Druck in der Benzinflasche durch Pumpen aufbauen muss. Auch der Benziner verbrennt kein „Sprit“. Das Benzin wird in einem Vergaser unter Druck zu Gas. Nur dann brennt Benzin mit blauer Flamme. Die meisten Benziner müssen heute immer noch vorgeheizt werden. Das ist in der Regel die Phase, wo der Kocher am unkontrolliertesten und unsaubersten brennt – und dabei verrußen und die Zuleitung oder das Ventil verstopfen kann.
Ralf Stefan Beppler
Ralf Stefan Beppler
Praxistest: 5 Phasen zum Kochgenuss
Soto verspricht beim Stormbreaker „sauberes Brennen ohne Vorheizen“ – und es funktioniert, auch wenn ich anfänglich dachte, die START Phase sei etwas lang. Aber: Kein Problem. Für einen Benzinkocherliebhaber, der mit Coleman Multifuel, MSR Whisperlite oder MSR XGK aufgewachsen ist, ist das schon eine Revolution. So funktioniert’s:
- Druck aufbauen: Das Regulierungsdrehrad steht auf STOP. Es wird solange Druck in die Flasche gepumpt, bis an einem kleinen Messingstift oberhalb der Zuleitung an der Pumpe eine rote Linie erscheint.
- Anstellen: Das Drehrad wird aus der STOP Position (durch anheben und drehen) in die START Position gebracht und hochgezogen. Man hört Gas strömen. Den Kocher nun anzünden. Er brennt anfänglich mit einer gelben Flamme und geht dann in eine blaue Flamme über.
- Betreiben: Jetzt kann das Drehrad auf RUN gebracht und entsprechend der benötigten Hitze reguliert werden.
- Ausmachen: Das Drehrad wird auf AIR weiter gedreht. Die Benzinzufuhr wird dadurch unterbrochen und Luft durch die Düse gepumpt, um Zuleitung und Kocher zu entleeren. Vorsicht: Hierbei kann es zu einer kleinen Stichflamme (Restbenzin und Luft) kommen. Wenn die Zuleitung und die Düse frei von Benzin ist, hört der Kocher auf zu brennen. Das hört man durch Zischen und es riecht nach Benzin.
- Sichern: Das Drehrad wird wieder in die STOP Position gedreht und fixiert. So ist der Kocher transportfähig.
👉 Die Regulierung von STOP, START, RUN, AIR ist genial und einfach, immer im Uhrzeigersinn zu bedienen. Gleichzeitig leistet das System alles was der Kocher benötigt – vom sauberen Vorheizen bis zur Reinigung.
Handhabung: Benzinkocher im Test
Der Soto macht anfänglich einen fragilen Eindruck. Dünne Zuleitung, Schnappeinrichtung der Beine, Schlauchverbindung – alles wirkt filigran. Aber er ist solide, leiert nicht aus, erfüllt den Zweck – und ist mit 443 Gramm ein echtes Leichtgewicht. Mit minimalen sieben mal zehn Zentimeter hat das Packmaß der Kochereinheit fast Hosentaschenformat.
Die Anleitung ist sehr ausführlich und bringt auch eine Menge technische Details. Und sie ist verständlich. Wirklich klasse ist das Drehrad mit den unterschiedlichen Stellungen. Man kann nichts falsch machen in der Bedienung.
Erfreulich auch: Vorheizen und reinigen funktioniert perfekt.
Auch nach etlichen Einsätzen habe ich nicht das Gefühl, dass ich ihn zerlegen und entrußen oder reinigen muss. Was mir sehr gut gefällt, sind die Einrastkerben an den Topfauflagen. Ist nur ein kleines Detail, aber kann schon mal über eine warme Mahlzeit entscheiden, wenn der Topf unversehens vom Kocher rutscht.
Einsatzbereiche des Stormbreakers
Ein Benziner ist weder der kleinste noch der leichteste Kocher. Er ist auch nicht unbedingt ein Kocher für ein schnelles Wochenende.
Der Vorteil eines Benziners liegen in der Hitze, der Effizienz, der Brenndauer, der geringen Brennstoffpreise sowie der Universalität des Brennstoffes.
Benziner sind für lange Touren in abgelegen Regionen, wo es schwierig ist, Brennstoff zu bekommen. Eine Tankladung (es gibt auch Ein-Liter-Flaschen) hält lange und Benzin bekommt man dann am ehesten von allen Brennstoffen heran. Auch für Touren, bei denen man mit dem Flieger anreisen muss, sind die Benziner ideal, weil man Sprit in jedem Land unproblematisch (naja Kuba vielleicht nicht) kriegt, was bei Kartuschen problematisch sein kann.
Ralf Stefan Beppler
Ich nutze meinen Benziner auch gerne auf Radtouren. Da spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle und man findet immer mal wieder eine Tanke zum Nachfüllen. Und natürlich sind Benziner dort perfekt, wo Temperatur oder Höhenluft die Leistung eines Gas- oder Spirituskochers beeinträchtigt.
Der Multifuel bietet zudem noch die Möglichkeit, auf Gaskartuschen umzusatteln – z.B. bei Familientouren mit Kindern. Ich nutze dann bevorzugt einen Gaskocher, da sie schneller an und aus zu machen sind, was mir immer ein sicheres Gefühl mit herumspringenden oder mitkochenden Kindern vermittelt. Prima beim Multifuel: Man braucht nur einen Kocher.
Was der Kocher im Vergleich zu anderen ähnlichen Benzinern nicht hat, ist ein zusätzlicher Windschutz. Unterwegs war das bisher (habe nicht versucht im Sturm zu kochen) kein Problem, weil man auch provisorische Windschutze in der Natur findet. Wenn man allerdings alpin unterwegs ist oder auf Wintertouren, würde ich einen richtigen optionalen Windschutz einpacken.
Lieferumfang des Soto Stormberaker Multifuel-Kochers
Den Soto Stormbreaker gibt es als Kocher und als Kocher inklusive Benzinflasche. Hier sollte man die Originalflasche verwenden, weil alle Gewinde perfekt aufeinander abgestimmt sind. Was ich nicht verstehe, ist die 700-Milliliter-Flasche. Für lange Touren ist sie mir zu klein und für Wochenendexkursionen zu groß. Außerdem im Lieferumfang neben dem Kocher, der Benzinpumpe, der Flasche und dem Gaskartuschenadapter: Ein kleines Wartungs-Kit, ein Transportbeutel und eine faltbare Reflektionsscheibe.
Ralf Stefan Beppler
Ersteres sollte auf der Tour immer dabei sein für den Notfall. Auch die Wärmereflektionsscheibe ist kein Gimmick, sondern reduziert die Kochzeit. Allerdings ist es effizienter die Scheibe an den Kocher etwas „anzupassen“. Man kann auch die Originalscheibe erhalten, um sie weiterhin als Bodenschutzplatte verwenden zu können. Ich habe eine „Ersatzscheibe“ aus Alu gemacht, die sie knapp unter der Kocherpfanne positionieren kann (Titelbild). Das erhöht die Wärmereflektion und dient zusätzlich als Windschutz. Bei meinem Test waren es gut eine Minute Unterschied – unter Laienbedingungen und nicht im Labor.
Der Packbeutel dürfte aus meiner Sicht so groß ausfallen, dass Kocher und Benzinflasche verbunden hineinpassen. Hier würde nur die 400-Milliliter-Flasche samt Kocher passen. Mit der gelieferten 700-Milliliter-Flasche ist der Kocher im Beutel und die Flasche hängt draußen. Komischerweise ist der Beutel für den Kocher alleine aber deutlich zu groß. Das ist bei dem Stormbreaker aber fast Krümelsucherei. Es gibt wahrlich Schlimmeres.
Test-Fazit zum Soto Stormbreaker
Ein Kocher, zwei Brennstoffmöglichkeiten. Der Soto Stormbreaker ist die klein zu verpackende und leicht zu bedienende Gesamtkocherlösung. Die Benzinkocher ist leistungsstark, verlässlich und verbrauchsarm für lange Touren. Gleichzeitig hat man mit der Gaskocheroption einen unkomplizierten Allrounder für Wochenend- oder Familienausflüge – oder als Backup für unterwegs.
Vor allem das unkomplizierte Vorheizen und Einsetzen beim Benziner begeistert – Grund genug, um den Alten loszuwerden und die nächste Tour mit mehr Komfort und der Gewissheit anzugehen, dass eines sicher funktioniert: Der Kocher!
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