Bevor Du Dich beim Thema steigeisenfeste Bergschuhe an die konkrete Auswahl eines Modells wagst, solltest Du Dir folgende Frage stellen: In welchem Gelände werde ich primär unterwegs sein? Sind Gletscherbegehungen geplant oder die Ausnahme? Geht es ins schroffe Hochgebirge oder bin ich nur ausnahmsweise auf dem Eis unterwegs? Plane ich sogar, zum Eisklettern zu gehen?
Wenn Du Dir über den Einsatzzweck Deiner Schuhe im klaren bist, fällt die Auswahl in der Regel erheblich leichter.
Bergzeit
Welche Bergschuhe sind steigeisenfest?
Der Übergang von „nicht steigeisenfest“ über „bedingt steigeisenfest“ zu „steigeisenfest“ wurde vom Schuhhersteller Meindl in den 1970er-Jahren in klare Kategorien eingeteilt. Seither haben zahlreiche (aber nicht alle) Hersteller das System übernommen. Die Meindl-Kategorien unterteilen die „Steigeisentauglichkeit“ von Bergschuhen anhand ihrer Merkmale.
Kategorie B/C (BC): Trekkingstiefel
Schuhe der Meindl-Kategorie B/C (Trekkingstiefel) sind bedingt steigeisenfest. Allerdings sind sie im Regelfall nur mit Steigeisen mit Riemenbindung verwendbar.
Merkmale für bedingt steigeisenfeste Schuhe Kategorie B/C
- härtere Zwischensohle
- stabiler, hochgezogener Schaft
- griffige, feste Profilsohle
Kategorie C: Bergstiefel
Ebenfalls bedingt steigeisenfest sind Kategorie C-Schuhe, allerdings verfügen sie über eine Kipphebelaufnahme an der Ferse, was sie mit halbautomatischen Steigeisen bzw. Körbchen-Steigeisen kompatibel macht. Somit sind diese Schuhe auch für das Hochgebirge geeignet.
Merkmale für bedingt steigeisenfeste Schuhe Kategorie C
- härtere Zwischensohle
- stabiler, hochgezogener Schaft
- griffige, feste Profilsohle
- Kipphebelaufnahme an der Ferse
- Sohlenrand aus Hartplastik an der Ferse
Kategorie D: Hochgebirgsschuhe
Kategorie D-Schuhe sind absolut steigeisenfest. Sie werden auch Hochgebirgsschuhe oder ultimative Hochgebirgsschuhe genannt und verfügen hinten und vorne über eine Steigeisenaufnahme für automatische Steigeisen. Sie eignen sich somit auch für schwerste hochalpine Bergtouren und zum Eisklettern.
Merkmale für absolut steigeisenfeste Schuhe (Kategorie D)
- komplett steife, harte Zwischensohle
- steifer Schaft
- Sohlenrand aus Hartplastik an der Ferse und Zehen
Was sind Leichtbergstiefel?
Auch Leichtbergstiefel sind bedingt steigeisenfest. Sie existieren in der ursprünglichen Meindl-Klassifikation nicht, da es diese Schuhe zur Zeit der Erfindung der Kategorien schlichtweg nicht gab. Bei Bergzeit findest Du in dieser Kategorie Hybrid-Schuhe mit dem Schaft eines AB/B Schuhs, jedoch mit der Sohle eines C-Schuhs.
Merkmale für Leichtbergstiefel
- weicher Schaft
- steife Sohle mit oder ohne Kipphebelaufnahme für Steigeisen
- profilierte Laufsohle
- geringes Gewicht
Der Vorteil von Leichtbergstiefeln ist ein flexibles und weiches Laufgefühl trotz einer steifen Sohle, die für Gletscherbegehungen sowie wegloses Gelände geeignet ist. Leichtbergstiefel wie der Scarpa Ribelle S HD können halbautomatische Steigeisen aufnehmen.
Kategorie A, AB und B: Wander- und Trekkingschuhe
Alle Schuhe, die den Kategorien A, AB oder B zugeordnet werden, sind nicht steigeisenfest.
Merkmale für nicht-steigeisenfeste Schuhe (Kategorie A, AB und B)
- weiche Sohle
- weicher Schaft
- kein fester Sohlenrand zur Fixierung von Kipphebel und/oder Zehenlasche
- In diese Kategorie gehören auch Halbschuhe.
Die Meindl-Kategorisierung unterliegt keinen verbindlichen Standards und wurde auch nicht von allen Herstellern übernommen. Erfahre mehr über die Schuhkategorien bei Wanderschuhen und Bergschuhen und wie diese bei Bergzeit eingeschätzt werden.
Steigeisenfeste Bergschuhe: Fragen & Antworten
In unserem FAQ zu steigeisenfesten Bergschuhen beantworten wir die gängigsten Kundenfragen.
Hier sind Bergstiefel der BC-Kategorie ratsam. Diese Kategorie umfasst Bergschuhe, die einen hohen Schaft haben und damit ausreichend Standfestigkeit bieten, außerdem eignet sich die Sohlenkonstruktion auch für Gletscherbegehungen.
Ja, gerade Lowa und Hanwag haben mit der Wide-Serie eine ganze Reihe Bergschuhe für breite Füße gebaut. In der Regel gibt es diese Serien von vielen Herstellen, bei speziellen Anfragen für bestimmte Modelle kann Dir unser Customer Service gern individuelle Auskünfte geben. Hanwag hat darüber hinaus sogar mit der Bunion-Serie eine eigene Passform für Füße mit Hallux Valgus konzipiert. Mehr dazu erfährst Du im Beitrag Welche Wanderschuhe kann ich bei Hallux valgus tragen?
In diesem Fall sind Schuhe der Kategorie C die richtige Wahl. Nicht zu schwer und nicht zu steif lautet die Devise. Wer sich zum Beispiel sofort für einen schweren Bergstiefel wie den La Sportiva Nepal oder den Hanwag Omega entscheidet, schießt mit Kanonen auf Spatzen. Besser sind mittelschwere Modell wie der Meindl Jorasse GTX oder der Scarpa Zodiac Tech GTX, die etwas mehr Flexibilität bieten.
So banal es klingt: Es benötigt wirklich nur der steigeisenfeste Bergschuhe, der sie auch nutzt. Denn gegenüber typischen Wanderschuhen der Kategorie AB oder B läufst Du in steigeisenfeste Bergstiefel der Kategorie BC, C oder D auf Grund der steifen Sohle vergleichsweise unbequem, da Dein Fuß schlechter abrollen kann.
Eben diese steife Sohle bietet aber enorme Vorteile in weglosem Gelände und bei Klettereien, da Dich der Schuh deutlich unterstützt sowie vor spitzen Kanten (z.B. auf Geröllfeldern) schützt. Für extremere Bedingungen reicht ein Blick auf Profi-Eiskletterer wie Ines Papert oder Robert Jasper. Ohne absolut steigeisenfeste Schuhe der D-Kategorie könnten Profis ihren Sport nicht ausüben.
Auch Hobby-Eiskletterer und -Alpinisten wären mit weichen Trekkingstiefeln völlig chancenlos, wenn sie sich auf die feste Fixierung des Steigeisens am Schuh verlassen müssen. Denn gerade über einen oder sogar zwei Kipphebel am Schuh fixierte Steigeisen sitzen schlichtweg kompakter am Schuh als Riemensteigeisen, welche sich bei längeren Touren lockern könnten und somit ab und zu nachgezogen werden müssen. Und das ist mitten im Klettersteig oder einer Kletterstelle der Horror eines jeden Bergsteigers!
Soll bedeuten: Sinnvolle Entwicklungen aus dem Profisport sickern mit der Zeit auch in den Hobbysport ein. Am Ende sind es also auch Hobbybergsteiger, die von den Innovationen im Profisport profitieren. Du musst schlichtweg für Dich entscheiden, wie Du Deine Zeit am Berg verbringen möchtest und ob Du diese zusätzlichen Innovationen benötigst oder nicht.
Weitere Infos rund ums Thema Outdoor-Schuhe findest Du in unserer Kaufberatung im Bergzeit Shop.
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