Im Telemarkbereich existieren heutzutage viele verschiedene Bindungstypen und Bindungs-Schuh-Systeme. Es gibt die traditionelle 75-Millimeter-Norm (Schnabelschuhe/Kabelzugbindungen), seit einigen Jahren das NTN-System (New Telemark Norm) und mittlerweile auch einige Hersteller, die mit einer Kombination aus Tech-Bindungen im vorderen Bereich und einer NTN-Konstruktion unter dem Fuß oder einem herkömmlichen Kabelzug arbeiten. Jedes Bindungssystem benötigt daher auch immer den passenden Schuh! Die Unterschiede und Fahreigenschaften der verschiedenen Bindungshersteller und -typen sind enorm groß. Daher sollte jeder für sich selbst entscheiden, welches Bindungs-Schuh-System er bevorzugt und welche Bindung er innerhalb eines Systems wählt.
Die folgende Anleitung zeigt, worauf zu achten ist und welches Material benötigt wird, um eine Telemarkbindung gemäß den eigenen Ansprüchen auf dem Ski zu montieren. Hinweis: Die Montageanleitung bezieht sich auf alle Bindungstypen im 75-Millimeter-Bereich.
Wichtige Begriffe
Die folgenden Begriffe sollten bekannt sein, um die Telemarkbindung richtig zu montieren. Die Begriffe der Pin-Linie und des Schuh-Fersenendes sind telemarkspezifisch. Diese beiden Angaben werden für die richtige Auflage der meisten Bohrschablonen benötigt.
Swen Kunert
- Montagepunkt des Skis
Jeder Skihersteller gibt einen empfohlenen Montagepunkt an (Pfeil bei Bild 1). Dieser ist abhängig von der Bauweise des Skis und zeigt, wo die Schuhmitte auf dem Ski sitzen sollte. Wenn auf keine Angaben vorhanden sein sollten, müssen diese im Fachhandel oder beim Skihersteller direkt erfragt werden. Bei der Telemarkmontage wird eine Abweichung des angegebenen Montagepunktes empfohlen. Wie weiter unten bei Besonderheiten beim Telemark beschrieben, ist es sinnvoll, den Montagepunkt um zwei Zentimeter von der Herstellerangabe nach hinten zu versetzen (Bild 2). Die Position des Montagepunktes wirkt sich stark auf die Fahreigenschaften des Skis aus. Er ist jedoch lediglich eine Empfehlung, individuelle Wünsche und Vorlieben sowie verschiedene Einsatzbereiche des Skis können durch eine Verschiebung des Montagepunktes begünstigt werden. - Sohlenlänge des Telemarkschuhs (75-Millimeter-Schuh = Schnabelschuh)
Die Telemarkbindung sollte immer auf den gewünschten Schuh und somit die Länge des Schuhs montiert werden, damit das Fersenteil an der richtigen Stelle sitzt. Dies ist vor allem bei der Nutzung von Steighilfen wichtig, um die vorgesehene Neigung einhalten zu können. Jeder Telemarkschuh besitzt eine so genannte Sohlenlänge, die bei der Montage bekannt sein muss. Diese dreistellige Millimeter-Angabe muss bei den meisten Herstellern selbst ermittelt werden. Man misst von der Schnabelspitze bis zum Fersenende (Bild 3). - Pin-Linie & Fersenende des Telemarkschuhs
Die Pin-Linie liegt bei einem Schnabelschuh exakt 15 Millimeter hinter der Schuhspitze (Schnabelspitze). Zu Zeiten der 3-Pin-Bindungen waren in der Schuhsohle drei Löcher eingearbeitet, um den Schuh auch in der Bindung fixieren zu können (Bild 4). Bei den neuen 75-Millimeter-Schuhen sind diese Löcher meist nicht mehr vorhanden. Diese Angabe wird in der Regel benötigt, da viele Bohrschablonen sich auf die Pin-Linie und das Fersenende des Schuhs beziehen. - Fußmitte/Schuhmitte
Bei einem Schnabelschuh entspricht die Mitte der Sohlenlänge nicht der Fußmitte, da der so genannte Schnabel an der Schuhspitze exakt 15 Millimeter nach vorne rausragt. Daher muss die Fußmitte berechnet werden, um diese später auf den Ski zu übertragen. Falls der Schuh keine Sohlenlängenangabe besitzt, muss diese selbst ausgemessen werden (gemessen wird von der Schnabelspitze bis zum Fersenende).
Swen Kunert
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Ein konkretes Beispiel:
- Gesamte Sohlenlänge (Schnabelspitze bis Fersenende) = 335 mm
- Schuhmitte (Hälfte der gesamten Sohlenlänge) = 167,5 mm
- Fußlänge (Sohlenlänge ohne 15 Millimeter des Schnabels – entspricht der Entfernung von der Pin-Linie bis zum Fersenende) = 320 mm
- Fußmitte (Hälfte des Schuhs ohne Schnabel) = 160 mm
Diese Angaben werden in der vorliegenden Bindungsmontage verwendet.
Benötigtes Material und Werkzeug
Folgendes Zubehör brauchst Du, um die Telemarkbindung fachgerecht auf dem Ski zu montieren:
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- Bohrmaschine und der passende Bindungsbohrer
Der Skihersteller gibt in der Regel an, welcher Bindungsbohrer verwendet werden soll (Bild 6). Die Angaben beziehen sich auf den Bohrdurchmesser und die Bohrtiefe des Bohrers. - Montageschablone
Kaum jemand wird zu Hause eine originale Bohrlehre des Bindungsherstellers besitzen. Es gibt jedoch die Möglichkeit, eine Papierschablone vom Hersteller zu bekommen. Im Internet wird zu fast allen Bindungstypen eine Schablone zum Ausdrucken angeboten (Wichtig: ohne Vergrößerung/Verkleinerung ausdrucken). Bild 7 zeigt eine Papierschablone vom Hersteller 22Designs (AXL, Vice & Outlaw). Hier befinden sich alle benötigten Angaben zur Montage. - Montagekleber
Der Montagekleber wird vor dem Eindrehen der Schrauben in die offenen Bohrlöcher eingelassen, um den Holzkern zu versiegeln. Ein handelsüblicher Holzleim ist dafür völlig ausreichend. - Schraubendreher
Je nach Bindungstyp werden in der Regel Kreuzschlitz- oder Torxschrauben verwendet. - Lineal oder Maßband
Zum Ausmessen und Anzeichnen des Telemark-Montagepunktes und der Sohlenlänge des Telemarkschuhs.
Besonderheiten bei der Montage von Telemarkbindungen
Montagepunkt für Telemarkbindungen
Swen Kunert
Der vom Hersteller angegebene Montagepunkt bezieht sich auf die Montage von Alpinbindungen. Da beim Fahren in der Telemarkposition der Innenski aber weiter hinten geführt wird und nur durch den vorderen Bereich des Fußes (Bereich bis zur Knickfalte) belastet werden kann, wirkt sich dies auch auf die Position der Telemarkbindung aus. Die Telemarkbindung wird tendenziell weiter hinten montiert als eine Alpinbindung.
Im Telemarkbereich kursieren viele verschiedene und sehr individuelle Empfehlungen zur Position der Bindung, die sich zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden und dadurch zu völlig verschiedenen Ergebnissen gelangen. Ein „richtig“ oder „falsch“ gibt es auf Grund der individuellen Vorlieben nicht. So mag zum Beispiel Person A die Telemarkbindung lieber weit zurückversetzt, während Person B damit gar nicht zurechtkommt und die Bindung lieber um einige Zentimeter weiter vorne montiert. Deshalb sollte ein Telemarker erst verschiedene Erfahrungen sammeln, um auf sein individuelles Optimum aufmerksam zu werden.
Ich möchte an dieser Stelle eine Empfehlung zur Ermittlung des Montagepunktes aufzeigen, die sich aus Erfahrungen vieler Telemarker als eine geeignete Position erwiesen hat. Damit lässt sich der Ski für alle Verhältnisse und Einsatzbereiche kontrollieren. Sie lautet:
- Der Montagepunkt beim Telemarkski wird um zwei Zentimeter nach hinten versetzt (Bild 2). Individuelle Vorlieben können variieren, jedoch sollte er nicht weiter nach vorne gesetzt werden.
Telemark-Bohrschablonen
Die meisten Telemark-Bohrschablonen besitzen keine Millimeter-Angaben zur Sohlenlänge des Schuhs, sondern lediglich eine Markierung der Pin-Linie und eine für das Fersenende (Bild 4). Die Markierung der Pin-Linie bezieht sich auf die Montage des Vorderbackens (die eigentliche Telemarkbindung). Die Markierung des Fersenendes bezieht sich dagegen auf das Fersenteil der Telemarkbindung. Die Bohrschablone muss somit während des Bohrens versetzt werden.
Montageschritte: Telemarkbindung richtig montieren
Im vorliegenden Beispiel wurde eine 22Designs-Telemarkbindung mit Hilfe einer 22Designs-Bohrlehre montiert.
Alle notwendigen Markierungen auf den Ski übertragen
Um sich an die folgenden Montageschritte halten zu können, müssen alle Markierungen auf den Ski übertragen werden. Zuerst wird der Telemark-Montagepunkt auf dem Ski aufgezeichnet (zwei Zentimeter hinter der Herstellerangabe) (Bild 2). Von diesem ausgehend werden die Markierungen der Pin-Linie nach vorne (Bild 8) und des Fersenendes nach hinten aufgezeichnet (Bild 9). Bild 10 zeigt einen fertig markierten Ski. Diese Angaben beziehen sich auf die im Beispiel oben genannten Werte.
Wichtig! Vergewissere Dich vor dem ersten Bohren, dass alle Angaben stimmen, die Schablone richtig aufgelegt ist und die benötigten Bohrlöcher auf der Schablone klar gekennzeichnet sind. Eine Bohrschablone kann mehrere Löcher für verschiedene Bindungen eines Herstellers enthalten. Somit muss nicht zwingend jede abgebildete Bohrvorgabe auch wirklich gebohrt werden. Vergleiche die Bindung am besten durch Auflegen auf die Schablone mit den Bohrangaben.
Swen Kunert
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- Montagepunkt auf dem Ski festlegen (hier: zwei Zentimeter nach hinten versetzt).
- Bohrschablone an den markierten Stellen ansetzen – Pin-Linie (Bild 11) und Fersenende (Bild 12).
- Mit der Bohrmaschine und dem richtigen Bohrer alle vorgegebenen Löcher in den Ski bohren.
- Ski umdrehen und durch Klopfen auf den Belag die Späne aus den Bohrlöchern entfernen. Am besten alle Bohrlöcher danach noch mit einem Staubsauger aussaugen.
- Bohrlöcher bei Bedarf mit einem Teppichmesser glätten, damit keine Plastikreste des Oberbelags überstehen.
- Montagekleber in die Bohrlöcher füllen (Bild 13).
- Bindung mit den mitgelieferten Bindungsschrauben in die Bohrlöcher eindrehen. Ein Akkuschrauber kann gerne verwendet werden, wobei das endgültige Festdrehen der Schrauben von Hand erfolgen sollte, damit ein Überdrehen der Schrauben vermieden wird (Bild 14 und 15).
- Wenn alle Schrauben festgedreht sind, muss die Bindung nur noch auf die Größe des Telemarkschuhs eingestellt werden.
Swen Kunert
Swen Kunert
Swen Kunert
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Nun bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Spaß mit Deinem neuen Material!
Hinweis: Wer sich dafür entscheidet, die Telemarkbindung selbst zu montieren, ist auch selbst dafür verantwortlich. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Fehler und deren Folgen.