Bei der Auswahl eines neuen Schlafsacks wirst Du bei den Produkteigenschaften auf drei Temperaturangaben stoßen: die Komforttemperatur, Limit- und Extremtemperatur. Diese geben Dir Auskunft darüber, ob der Schlafsack mit seiner Wärmeleistung für den geplanten Einsatzbereich geeignet ist. Als Grundlage für die Kaufentscheidung dient dabei immer die Komforttemperatur.
- Die drei Temperaturangaben Komfort-, Limit- und Extremtemperatur basieren auf standardisierten Tests, die die Wärmeleistung von Schlafsäcken ermitteln und vergleichbar machen.
- Wir empfehlen Dir, beim Kauf die Komforttemperatur zu berücksichtigen.
- Mit zusätzlichen Maßnahmen wie Bekleidungsschichten und Inlet kannst Du den Temperaturbereich Deines Schlafsacks erweitern.
Was bedeuten die Temperaturangaben bei Schlafsäcken?
Die Temperaturangaben auf Schlafsäcken geben Auskunft darüber, in welchem Temperaturbereich der Schlafsack verwendet werden kann, um einen angenehmen und sicheren Schlaf zu gewährleisten. Diese Angaben basieren auf standardisierten Tests gemäß der EU-Norm DIN EN ISO 23537-1 (früher EN 13537).
Die europaweite Norm ermöglicht es, alle Schlafsäcke miteinander zu vergleichen.
Diese Norm legt unter anderem fest, wie die Temperaturangaben für Schlafsäcke ermittelt und angegeben werden und unterteilt sie in drei Kategorien: Komforttemperatur, Grenz- oder Limittemperatur und Extremtemperatur.
Komforttemperatur
Diese Temperaturgrenze gibt an, bis zu welcher Außentemperatur eine durchschnittliche Frau (25 Jahre, 60 kg, 1,60 m) mit durchschnittlichem Kälteempfinden in einer entspannten Körperhaltung gerade noch ohne zu frieren schlafen kann. Die Angabe markiert den untersten Wert vom Komfortbereich, also die Komfortgrenze.
Beispiel: Liegt die Komforttemperatur Deines Schlafsacks bei 0 Grad, bedeutet das, dass du bei einsetzendem Bodenfrost gerade noch ohne stark zu frieren schlafen kannst. Es kann aber durchaus schon kühl werden.
Bergzeit
Limittemperatur (Grenztemperatur)
Die Limittemperatur gibt die untere Grenze an, bei der ein durchschnittlicher Mann (25 Jahre, 70 kg, 1,73 m) mit durchschnittlichem Kälteempfinden gerade noch ohne zu frieren schlafen kann. Dieser Bereich liegt unter der Komfortgrenze: Je nach persönlicher Empfindlichkeit wirst Du schon deutlich frieren und nicht mehr komfortabel schlafen (zum Beispiel nachts öfter aufwachen).
Extremtemperatur
Dieser Wert zeigt an, bis zu welcher Außentemperatur der Schlafsack lediglich noch Schutz vor dem Erfrieren bietet. Hierbei handelt es sich um die untere Temperaturgrenze, bei der eine durchschnittliche Frau für bis zu sechs Stunden überleben kann. Diese Temperatur ermöglicht keinen Schlaf mehr und ist eine theoretische Angabe für ein Notfallszenario.
Welche Temperatur ist beim Schlafsack-Kauf relevant?
👉 Wir empfehlen Dir, immer die Komforttemperatur zu berücksichtigen – auch als Mann. Damit bist Du immer auf der sicheren Seite.
Das Wärmeempfinden ist bei jedem Menschen individuell. Es wird nicht nur von der Außentemperatur beeinflusst, sondern ist auch abhängig von der persönlichen Tagesverfassung. Äußere Faktoren wie ein klammer Schlafsack, der bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht mehr trocknet, können sich ungeplant nachteilig auf die Wärmeleistung auswirken.
Zudem markiert die Komforttemperatur die Untergrenze des Wohlfühlbereichs, also den Bereich, wo es schon kühl werden kann. Deshalb solltest Du Dich an der Komfort- und nicht an der Limittemperatur orientieren, um genug Spielraum zu haben.
Bergzeit
So wählst Du die richtige Komforttemperatur
Um die für Dich passende Komforttemperatur bei Deinem Schlafsack zu wählen, sind die Klimazone und Jahreszeit, in der Du unterwegs bist, ausschlaggebend. Informiere Dich über Dein Reiseziel und die dort herrschenden nächtlichen Temperaturen. Am besten gehst Du von einem Worst Case, also der niedrigsten möglichen Temperatur aus und wählst entsprechend die Komforttemperatur Deines Schlafsacks.
Berücksichtige außerdem Dein persönliches Kälteempfinden: Wenn Du leicht frierst, wähle einen Schlafsack mit einer Komforttemperatur, die etwas unterhalb der erwarteten Nachttemperaturen liegt.
Auch die erwartete Luftfeuchtigkeit spielt eine Rolle bei der Wahl der richtigen Schlafsack-Temperatur. Ein feuchter Schlafsack isoliert deutlich schlechter. In dem Fall brauchst Du ein Modell mit genug Reserve. Beachte: Die Temperaturangaben auf dem Etikett gelten immer für einen trockenen Schlafsack!
Tabelle: Welche Schlafsack-Temperatur für welchen Einsatz?
Komforttemperatur | Einsatzbereich (Jahreszeit, Klimazone) | Schlafsack-Typ |
---|---|---|
20°C bis 10°C | Touren im Sommer in gemäßigten Klimazonen, Reisen in ganzjährig warme Gebiete | Sommerschlafsack |
10°C bis -5°C | Frühjahr bis Herbst, Touren im hohen Norden (Skandinavien) | Dreijahreszeiten-Schlafsack |
ab -5°C | Wintertouren | Winterschlafsack |
ab -10°C | hochalpine Biwaks | Bergsteigermodell für extreme Ansprüche |
ab -30°C | Basecamps und arktische Verhältnisse | Expeditionsschlafsack |
👉 Im Bergzeit Shop kannst Du sowohl bei Daunenschlafsäcken als auch Kunstfaserschlafsäcken unter dem Filter „Komforttemperatur“ auswählen, für welche Temperatur Dein neuer Schlafsack ausgelegt sein soll.
Wärmeleistung erhöhen: Tipps fürs Schlafsack-Upgrade
Du suchst eine Allround-Lösung und möchtest nicht fünf verschiedene Schlafsäcke im Keller haben? Oder es wird unterwegs auf Tour doch unerwartet kälter und Dein Schlafsack ist nicht darauf ausgelegt?
Mit den nachfolgenden Tricks kannst Du den Temperaturbereich Deines Schlafsackmodells erweitern und Dir im Notfall zusätzliche Wärme verschaffen.
- Zusätzliche Schichten tragen: Warme Baselayer (Longsleeve, lange Unterhose) und Socken, bei großer Kälte auch Schal und Mütze, helfen, die Körperwärme besser zu halten. Sie machen auch den Kontakt mit dem Schlafsackmaterial angenehmer.
- Innenschlafsack: Ein Schlafsack-Inlet kann die Wärmeleistung Deines Schlafsacks erhöhen und bietet zusätzlichen Komfort. Hersteller geben ein Wärmeplus von fünf bis acht Grad an. Wähle voluminöse Materialien wie Fleece oder Merinowolle; Inlets aus Baumwolle oder Seide wärmen nicht.
- Schlafsackhülle: Feuchtigkeit ist der größte Feind jeder Schlafsackfüllung. Ein atmungsaktiver Biwacksack als Außenhülle über dem Schlafsack schützt vor Wind und Feuchtigkeit und kann die Wärmeleistung erhöhen.
- Overbag/zwei Schlafsäcke kombinieren: Zwei dünne Schlafsäcke kombiniert, können eine provisorische Winterlösung ergeben: „Im Winter kombiniere ich einen Daunenschlafsack innen mit einem Kunstfaserschlafsack außen und kann damit einen extremen Temperaturbereich abdecken. Damit umgehe ich auch das Thema Kondens und Frost im Schlafsack.“ (Bergzeit Experte Sebastian)
- Wärmflasche: Eine mit warmem Wasser gefüllte (Tritan-)Flasche kann, mit einem Pulli umwickelt in den Schlafsack gelegt, zusätzliche Wärme spenden.
- Daunenjacke: Im Notfall kannst Du Deinen Schlafsack auch mit Deiner Daunenjacke pimpen und diese als Inliner oder Overbag verwenden (zum Beispiel über Deine Füße ziehen).
- Eine gute Isomatte isoliert gegen die Bodenkälte und verhindert Wärmeverlust.
- Verwende eine Isomatte, die für denselben Einsatzbereich wie Dein Schlafsack ausgelegt ist. Der R-Wert der Isomatte sollte zur Komforttemperatur Deines Schlafsacks passen.
- Eine Sommermatte isoliert im Winter nicht ausreichend. Aber auch eine Wintermatte ist im Sommer ungeeignet, da sie zu stark von unten wärmt.
Was der R-Wert bei Isomatten bedeutet und für welchen Einsatzbereich welcher Wert gilt, liest Du hier.
Podcast-Tipp: Schlafsack-Beratung
Ein guter Schlafsack ist für mehrtägige Touren und abenteuerliche Reisen unerlässlich. Doch welcher Schlafsack ist der richtige? In dieser Podcastfolge mit Bergzeit Experte Sebastian findest Du es heraus: