Essen versorgt Dich unterwegs mit der nötigen Energie, es hält Dich am Laufen und vor allem: Es macht Spaß! Allerdings gehört die Outdoorküche auch zu den großen Gewichtstreibern in Deinem Rucksack. Das liegt gar nicht mal so sehr an der Hartware, sondern vor allem am Essen selbst. Bevor wir uns also beim Thema Outdoorküche um den Kocher als (vermeintlich) zentrales Element kümmern, schauen wir uns mal einen Punkt an, der meiner Erfahrung nach das meiste Einsparpotenzial bietet: Die Essensplanung.
Primus
Essensplanung beim Wandern & Trekking
Bei jedem Deiner Ausrüstungsteile kannst Du nur so und so viel Gramm sparen, doch das Essen, das Du mit Dir trägst, wird dabei fast immer der schwerste Teil sein. Wenn Du nach einer Tour nachhause kommst und zwei oder drei nicht genutzte Mahlzeiten auspackst, dann hast Du mitunter die ganze Zeit 1 kg Gewicht zu viel getragen. Deshalb macht es durchaus Sinn, Dir im Vorfeld zu überlegen, wie viel Kalorien Du pro Tag brauchst und auch nur das über die Mahlzeiten verteilt einzupacken. A propos einpacken: Auch die Menge an Verpackung, die Du mitschleppst, zählt am Ende des Tages. Auch aus ökologischer Sicht solltest Du Verpackungsmüll vermeiden – so sparst Du Dir und der Erde unnötigen Ballast.
Anna Schade
Bei Deiner Routenplanung solltest Du auch vorher einkalkulieren, wo Du unterwegs Nahrungsmittel nachkaufen kannst, dann musst Du nicht alles die ganze Zeit über tragen. Wenn wir schon bei Planung sind: Achte darauf, wann Du durch Ortschaften kommst. Unterwegs vergisst man gerne das Zeitgefühl und sonntags oder nach Feierabend vor einem Laden zu stehen, auf den Du gezählt hast, ist ziemlich doof.
Beim Einkaufen kannst Du nach der Anti-Diät-Formel vorgehen: Wie viele Kalorien bekomme ich pro 100 g – je mehr, desto besser. Natürlich solltest Du nicht nur Süßkram einpacken, sondern neben der Kaloriendichte auch auf die Nährstoffdichte achten. Nüsse, dunkle Schokolade, Trockenobst, getrocknetes Gemüse, Energieriegel, Reis (auf die Kochzeit achten), Haferflocken, Couscous, Linsen, Leinsamen, Chiasamen und vieles anderes lässt sich super kombinieren und gibt Dir Energie für den Tag.
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Leichte Outdoorküche ganz ohne Kochen
Deuter
Gerade wenn ich in heißen Regionen unterwegs bin, lasse ich den Kocher auch gerne mal ganz zuhause. Vielleicht ist Dir im Sommer auch schon aufgefallen, dass Du deutlich weniger Appetit auf warmes Essen hast? Beim UL-Trekken kannst Du Dir das zunutze machen. Der Kocher bleibt daheim und Du sparst Dir viel Gewicht, kannst mit einem kleineren (leichteren) Rucksack losziehen. Dann bleiben Dir mit Getreideflocken, Nüssen, Trockenobst, Leinsamen usw. viele weitere Optionen, um Deinen Speiseplan reich zu füllen. Hafermilch gibt es mittlerweile auch als Pulver, um sie mit Wasser aufzurühren und Hanfproteinpulver reichert Dein Müsli zusätzlich mit kostbaren Aminosäuren an.
Genießer-Tipp: Gerade bei Wanderungen im Süden genieße ich es immer sehr, dass Orangen, Zitronen, Granatäpfel und anderes einfach so am Wegesrand wächst – so kannst Du Dir ganz ohne Zusatzgepäck einen frischen Snack gönnen.
Trinken beim Ultraleicht-Trekking
Was aufs Essen zutrifft, trifft noch mehr aufs Wasser zu. Ein Liter ist ein Liter, da führt kein Weg dran vorbei. Während Du ein Kaloriendefizit unterwegs eher mal verkraften kannst, bekommst Du die Rechnung für eine Dehydrierung sofort zu spüren. Wenn Du den ganzen Tag unterwegs bist, Dich bewegst, schwitzt, atmest, brauchst Du deutlich mehr als die zwei Liter, die Du vielleicht im Alltag trinkst. Dazu brauchst Du Wasser fürs Kochen und für die Hygiene. Wenn Du den gesamten Wasserbedarf selbst für nur einen Tag tragen willst, dann wirken die abgesägte Zahnbürste und portionierte Seife zur Gewichtsersparnis geradezu lächerlich.
Grayl
Du wirst erraten, auf was ich hinauswill. Planung. Wo gibt es auf Deinem Weg Wasserquellen? Wie verlässlich sind sie während der Jahreszeit, in der Du unterwegs bist? Kannst Du das Wasser ungefiltert von der Quelle nehmen oder musst Du es mit einem Filter aus einem brackigen Tümpel pumpen?
Eine gute Lösung für das Wasserthema ist, Dich in der Früh gut mit Wasser aufzuladen. Das heißt, die Dehydrierung der Nacht auszugleichen und vorm Losgehen nochmal kräftig trinken. Habe immer genug Wasserreserven bis zur nächsten, verlässlichen Wasserquelle mit dabei. Außerdem gehört ein leichter, effizienter Wasserfilter definitiv in Dein Gepäck. Versuche dann am besten einen Schlafplatz in der Nähe einer Wasserressource zu finden, damit Du zum Kochen und Waschen genug zur Verfügung hast.
Ultraleicht-Kocher – auch eine Sache der Effizienz
Wie Du bis hierher gesehen hast, gibt es viele Stellschrauben in der Outdoorküche, an denen Du drehen kannst, um richtig viel Gewicht zu sparen – und keine hat etwas mit Deinem eigentlichen Equipment zu tun. Selbstverständlich kannst Du auch beim Kocher selbst noch ein paar Gramm reduzieren, das macht aber nur Sinn, wenn Du alles Obengenannte berücksichtigt hast.
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Neben dem reinen Kochergeweicht spielt für mich auch die Brenneffizienz eine entscheidende Rolle. Was bringt Dir ein ultraleichter Kocher mit ineffizientem Brennstoffverbrauch? Das, was Du an Gewicht einsparst, musst Du nachher an zusätzlichem Brennstoff mitschleppen. Ich bin ein großer Fan der Komplettsysteme von z.B. MSR (Reactor oder WindBurner). Hier sind Kocher und Töpfe mit Brennfläche und Wärmetauscher so aufeinander abgestimmt, dass Du beim Kaffee- oder Essenkochen kaum Gas benötigst. Mit einer Kartusche kommst Du gut und gerne über eine dreiwöchige Tour. Dazu sind diese Komplettsysteme sehr kompakt packbar. Kocher und Kartusche lassen sich im Topf verstauen und nehmen Dir im Rucksack wenig Platz weg.
Ich bin ebenfalls ein großer Fan von Gaskochern. Diese Komplettsysteme sind nicht nur praktisch, sie brennen sauber (rußen nicht), außerdem erlaubt es moderne Technologie selbst bei tiefen Minusgraden und in dünner Höhenluft, problemlos mit ihnen zu kochen. Aber auch Benzinkocher haben ihre Berechtigung und es gibt gute Lösungen. Aber mit Pumpe, Brennstoffflasche und Wartungswerkzeug werden sie mir zu schwer und haben zu viele Einzelteile. Wenn Du aber in Länder fliegst, in denen Gaskartuschen nicht zu bekommen sind, dann muss ein Benzinkocher her. Aber auch hier gilt: Achte nicht nur aufs reine Gewicht, sondern auf die Brenneffizient und die Summe der Einzelteile.
Feuer machen beim Trekking?
Warum überhaupt einen Kocher mitschleppen? Ich kann doch einfach unterwegs ein Feuer machen. Nein, kannst Du nicht! Und solltest Du nicht! In vielen Nationalparks ist es per se verboten, Feuer zu machen; in trockenen Regionen und Dürrezeiten gilt zusätzlich ein Feuerverbot (und alleine der gesunde Menschenverstand sollte uns davon abhalten, hier zu zündeln).
Aber selbst dort, wo Feuermachen erlaubt ist, ist es zum Kochen eher bescheiden. Du kannst die Hitze kaum regulieren, weshalb Dir alles anbrennt, außerdem rußt das Feuer ohne Ende und Du bekommst Deinen Topf kaum mehr sauber. Richtig viel Gewicht sparst Du eh nicht – einen Topf musst Du sowieso mitnehmen und der Kocher selbst wiegt meist verhältnismäßig wenig.
Nordisk
Ein Kochfeuer klingt romantisch, ist aber gefährlich und funktioniert in der Praxis ohnehin nicht wie gewünscht.
Fazit
Selbst mit dem leichtesten Ultraleicht-Kocher sparst Du nur bedingt Gewicht ein. Entscheidender ist es dagegen, wie gut Du Deine Nahrungsmittel- und Wasserversorgung planst. Was und wie viel Futter Du einpackst, wo Du Nachschub bekommst und wo Du Wasserquellen findest, kann Deinen Rucksack dagegen sogar um mehrere Kilo erleichtern. Und bei allem Minimalismus: Nutze ruhig jede Möglichkeit, Dir auf der Hütte eine Portion Kässpatzen und einen Kaiserschmarrn zu gönnen – denn dafür musst Du gar nichts tragen und es tut der Seele gut.
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Video: Flos Tipps für die Outdoor-Küche
In diesem Video erklärt Bergzeit Experte Flo Wolf, wie Ultraleicht-Küche unterwegs funktionieren kann.
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