Ski. Skischuhe. Hardshell-Kombi. Handschuhe. Beim Skifahren gibt es eine Menge Equipment-Komponenten, die darüber entscheiden, ob ein Tag grandios, ganz gewöhnlich oder schier qualvoll werden kann. Häufig unterschätzt wird dabei jedoch ein weiterer Aspekt: die Funktionsunterwäsche. Und das ist ja immer so eine Sache. Kaum etwas kommt einem beim Sport näher. Und soll dabei noch eine Menge Kriterien erfüllen: warm halten, aber nicht zu warm sein, die sportliche Performance unterstützen, aber nicht einschränken und wenn möglich noch angenehm zu tragen sein und vor allem nicht riechen.
Um das alles zu erfüllen, habe ich früher häufig auf Kompressionsunterwäsche gesetzt. Wenn sie bei den Top-Athleten die Leistung verbessert, dann bei mir doch in jedem Fall auch. Problem dabei? Man kann sie häufig nur einmal tragen. Weil: In Kombination mit schweißtreibenden Sportarten neigen diese Synthetik-Kleidungsstücke leider dazu, einen unangenehmen Geruch zu entwickeln. Als ich dann bei einer Veranstaltung von Woolmark zum ersten Mal Funktionsunterwäsche aus Merinowolle getestet habe, hatte ich definitiv meinen heiligen Gral gefunden.
Merino-Unterwäsche von Devold
Auf die Vorzüge von Merinowolle muss ich hier wohl kaum noch eingehen: stinkt und kratzt nicht, reguliert das Klima, behält die Passform, hat einen natürlichen Lichtschutzfaktor, transportiert Feuchtigkeit und und und.
Doch wenn man von Merino spricht, sollte man auch Devold nicht vergessen. Angefangen hat alles im 19. Jahrhundert in Norwegen. Um Fischern die Arbeit bei den nasskalten Bedingungen zu erleichtern, hat Ole Andreas Devold angefangen, Fäustlinge aus Wolle zu produzieren. Später kamen Schals, Mützen und Unterwäsche hinzu. Nach den Fischern folgten weitere Abnehmer, u.a. sogar der Polarforscher Roald Amundsen und seit mehr als 100 Jahren produziert Devold außerdem Funktionswäsche aus Merinowolle. Dabei verwendet das Unternehmen nur zertifizierte Wolle aus Tasmanien und kauft nicht, wie üblich, das fertige Garn, sondern sogenannte Wool Tops. Das ist entfettete und gekämmte Rohwolle. So kann Devold auch den Prozess des Spinnens nachvollziehen. Anschließend wird gestrickt, gefärbt und genäht. Das alles passiert in der Produktionsstätte in Litauen.
So war es auch bei meinen beiden Testprodukten: dem Tuvegga Air Longsleeve und den Tuvegga Air Tights.
Tuvegga Air Longsleeve und Tights von Devold
Schon beim ersten Auspacken merke ich, dass ich keine herkömmliche Merinowäsche in den Händen halte. Das Besondere an dem Longsleeve und der Hose? Man kann sie wenden. Auf der einen Seite ist die Wäsche glatt. Das soll für Atmungsaktivität und einen leicht kühlenden Effekt bei anstrengenden Aktivitäten sorgen. Die andere Seite hat eine 3D-Struktur mit integrierten Luftkanälen. Das soll warm halten und die Feuchtigkeit über die gerippte Oberfläche nach außen leiten.
Das Longsleeve kommt mit Raglanärmeln, Daumenschlaufen und einem verlängerten Rücken. Die Tights mit einem breiten Bund. Beide sind zu 99 Prozent aus Merinowolle und einem Prozent Elasthan gefertigt.
Longsleeve und Tights im Praxistest
Wolle kann kratzen, das ist Fakt. So einen Wollpulli hat wohl jeder im Schrank, allerdings hat auch mittlerweile schon fast jeder mitbekommen, dass Merinowolle hier ganz anders ist. Zwar fühlt sie sich wollig an, allerdings viel feiner. Ich bin seit besagtem Tag, als ich Merinowolle für mich entdeckt habe, fast nur noch damit beim Sport unterwegs. Und deshalb habe ich mich mit Longsleeve und Tights von Devold auch seit dem ersten Tragen bestens verstanden. Ich hatte die beiden Teile seit Februar 2019 in Gebrauch und auf Skitour, beim Frühjahrsskifahren, beim Mountainbiken und sogar beim Yoga dabei.
Ich bin 1,78 Meter groß und trage gewöhnlich Kleidergröße L. Die Unterwäsche habe ich in Größe M und sie passt perfekt. Größer würde ich sie auf keinen Fall wählen, auch die Tights nicht. Sie liegt angenehm an und schneidet durch die flachen Nähte nirgends ein. Beim Skifahren hatte ich über der Tights einfach nur eine Hardshellhose. Das hat im Winter wie auch beim Frühjahrsskifahren Ende April auf der Zugspitze vollkommen ausgereicht. Wenn es kälter war, habe ich die Hose einfach mit der warmen Seite nach unten getragen und im Frühjahr mit der glatten Seite. So habe ich es auch mit dem Oberteil gemacht. Hier habe ich nur noch eine Isolationsjacke darüber getragen.
Normalerweise trage ich grundsätzlich beim Sport unter Longsleeves ein Top – meist auch aus Merinowolle, manchmal auch aus Synthetikfasern. Das habe ich beim Test der Unterwäsche komplett weggelassen. Und ich muss sagen, das Top wäre auch überhaupt nicht nötig gewesen.
Longsleeve und Tights haben ihre beiden Seiten voll ausgespielt und ich hatte wirklich das Gefühl, dass die warme Seite mehr wärmt und die andere den Schweiß besser ableitet. Man spürt deutlich den Unterschied. Das Shirt hat außerdem am oberen Rücken nochmals ein dünneres gestricktes Material. Das macht es nochmals luftiger und transportiert Feuchtigkeit, die sich beispielsweise unter dem Rucksack sammelt, noch schneller ab. Auch sonst glänzt die Wäsche mit allen Vorteilen von Merinowolle: Sie stinkt nicht, auch nach mehrmaligem Tragen, wärmt, transportiert Feuchtigkeit nach außen und sieht außerdem noch gut aus. Auf der Yogamatte hat sich das Shirt als wärmender Begleiter in der Schlussentspannung bewährt.
Einziger Wermutstropfen: Ich habe die Unterwäsche im Wollprogramm gewaschen und keiner großen Reibung ausgesetzt, doch sind mittlerweile im Rückenbereich des Oberteils und auch entlang der Nähte an den Schultern schon kleine Löcher zu sehen. Das ist sehr schade und könnte durch das dünne und dadurch empfindlichere Material im oberen Rückenbereich begünstigt sein.
Testfazit Devold Tuvegga Unterwäsche
Ich trage die Unterwäsche von Devold wirklich gerne. Sie sitzt angenehm, funktioniert einwandfrei und ist ein Begleiter für das ganze Jahr. Wer sich nicht unbedingt verschiedene Longsleeves und Tights für unterschiedliche Jahreszeiten und Temperaturen kaufen will, der findet hier genau das Richtige. Schade finde ich, dass das Shirts bereits nach einem halben Jahr kleine Löcher hat, deswegen sollte man beim Waschen und auch beim Tragen noch einmal besonders aufpassen.
Persönlich bin ich auch leider kein Fan von langen Tights beim Skifahren. Ich trage sehr enge Skisocken und -schuhe und da darf nichts stören. Da ist mir die Hose ein bisschen zu lang und persönlich würde ich da eher auf ein Dreiviertel-Modell zurückgreifen. Gleich verhält es sich mit den Daumenschlaufen am Shirt. Die brauche ich nicht unbedingt, da mir die Ärmel dann meist zu lang sind und ich sie nicht richtig unter meiner Jacke verstauen kann bzw. stehen sie vorne raus und werden gegebenenfalls nass. Aber das ist rein mein persönlicher Geschmack. Ansonsten hat man mit der Devold Tuvegga Unterwäsche einen tollen Allrounder für das ganze Jahr.
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