Inhalt
- Warum braucht es überhaupt eine umweltschonende Alternative zu herkömmlichem Leder?
- Welche Alternativen zu herkömmlichem Leder gibt es?
- Was ist pflanzlich gegerbtes Leder und wie wird es hergestellt?
- Woran erkenne ich, ob Leder umweltschonend produziert wurde?
- Welche Marken verwenden umweltschonendes Leder?
Eine wachsende Anzahl an Herstellern achtet in der Herstellung von Lederprodukten wie Schuhen auf eine umweltschonende Produktion. Insbesondere der Gerbungsprozess ist es, der dabei optimiert wurde, da bei herkömmlicher Gerbung viele umweltschädliche Stoffe freigesetzt werden. Darüber hinaus ist die klassische Lederproduktion sehr ressourcenaufwändig – auch hier gibt es neue Ansätze.
Warum braucht es überhaupt eine umweltschonende Alternative zu herkömmlichem Leder?
Die Lederproduktion ist unter zwei Gesichtspunkten problematisch. Einerseits unter dem Aspekt des Tierschutzes: Laut Schätzungen werden rund 40 Prozent der weltweiten Schlachtungen ausschließlich zur Lederherstellung durchgeführt.1 Schon lange ist Leder also kein reines „Abfallprodukt“ der Fleischindustrie mehr.
Zum anderen ist die herkömmliche Gerbung von Leder stark umweltbelastend. Laut der Website collectivefashionjustice werden 90 Prozent des weltweit hergestellten Leders mit Chemikalien wie Chrom, Formaldehyd und Arsen behandelt.2
Denn Tierhäute sind ein organisches Produkt, das biologisch abbaubar ist. Durch das Gerben wird dies verhindert; Leder ist nicht kompostierbar.
nordroden | Adobe Stock
Last but not least kann herkömmliches Leder bei empfindlichen Menschen Hautirritationen oder Allergien hervorrufen. Ursache dafür sind die im Gerbungsprozess verwendeten Chrom-Salze, die, sofern nicht nach dem aktuellen Stand der Technik verfahren wird, zur Bildung von hochallergenem Chrom IV führen können. Trotz neuer EU-Richtlinien gibt es immer wieder Fälle, in denen Lederprodukte eine zu hohe Chrom IV-Konzentration aufweisen.
Welche Alternativen zu herkömmlichem Leder gibt es?
In diesem Beitrag beschränken wir uns auf Alternativen aus echter Tierhaut. Der Vollständigkeit halber sollte jedoch erwähnt werden, dass es mittlerweile auch vegane Alternativen aus Kork oder Papier gibt.
Folgende Formen umweltschonenden Leders gibt es:
- Leder, das rein als Abfallprodukt der Fleischindustrie gewonnen wird
- Leder, das chromfrei gegerbt wurde (Herstellung ohne Chromsalze, stattdessen werden Metallsalze wie Aluminium oder Zirkonium zur Gerbung verwendet)
- Pflanzlich gegerbtes Leder
Was ist pflanzlich gegerbtes Leder und wie wird es hergestellt?
Schon vor über 5.000 Jahren wurden pflanzliche Gerbstoffe verwendet, um Leder haltbar zu machen. Schon Ötzi trug unterschiedliche pflanzlich gegerbte Lederbekleidung. Die pflanzlichen Stoffe, die für die Gerbung in Frage kommen, sind beispielsweise Eichenrinde, Fichtenrinde, Kastanien, Akazien, Tra-Schoten, Olivenblätter oder Rhabarberwurzeln.
Diese pflanzlichen Stoffe enthalten viel Tannin, den für den Gerbprozess verantwortlichen Wirkstoff.
Die gereinigten Tierhäute werden in Wasser eingeweicht und mit Salzen und anderen Chemikalien behandelt, um sie zu konservieren und zu entkalken. Anschließend werden sie in Fässern, Bottichen oder Gruben mit der Tanninlösung behandelt. Je nach Dicke der Häute und gewünschtem Ergebnis kann dies mehrere Tage bis mehrere Monate dauern.
Im Anschluss wird das so gewonnene Leder mit Fetten oder Farben nachbehandelt. Traditionell bzw. pflanzlich gegerbtes Leder hat eine charakteristisch braune Färbung, je nach verwendetem Pflanzenextrakt im Herstellungsprozess. Soll es eine andere Farbe bekommen, wird es nachträglich gefärbt.
Woran erkenne ich, ob Leder umweltschonend produziert wurde?
Es gibt verschiedene Siegel, Zertifizierungen und Interessensgruppen für die nachhaltige Produktion von Leder. Die bekanntesten sind Terracare und die Leather Working Group.
Terracare
Der Name Terracare bezeichnet nachhaltig produziertes Leder aus dem Hause Heinen Leder, einem deutschen Handwerksunternehmen. Terracare-Leder erfüllt die folgenden Standards:
- 100 Prozent transparente Herkunft der Rohmaterialien: Alle Tierhäute stammen aus Europa
- Bei der Lederherstellung werden zu 100 Prozent saubere Hilfsstoffe eingesetzt, die der EU-Regulation REACH (Registration, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien) gerecht werden
- Im Vergleich zur herkömmlichen Ledergewinnung wurde der Wasser- und Energieverbrauch durch unterschiedliche Maßnahmen reduziert
- 97 Prozent aller bei der Herstellung anfallenden Nebenprodukte werden weiterverwertet oder recycelt – zum Beispiel, um daraus Biogas, Kompost, Lederkleinteile oder Gelatine herzustellen.
- Die Mitarbeitenden von Terracare genießen soziale Absicherung, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie hohe Standards bei der Arbeitssicherheit
Heinen Leather | Wegberg
Heinen Leather | Wegberg
Leather Working Group
Bei der Leather Working Group (LWG) handelt es sich um einen weltweiten Zusammenschluss von Interessensgruppen, die sich um die Umweltverträglichkeit von Lederprodukten kümmern. Sie bewerten und zertifizieren Lederhersteller und Lederprodukte nach verschiedenen Umweltkriterien wie beispielsweise:
- Verbesserte Lieferkettentransparenz
- Ressourcenschonung bei der Produktion von Leder
- Reduktion von Abfällen und CO2
- Einsatz unschädlicher Chemikalien im Gerbprozess
- Erfüllung gewisser Standards im Bezug auf Waldschutz, Tierschutz und faire Arbeitsbedingungen
Die Zertifikate unterscheiden sich nach Bronze-, Silber- und Gold-Status. Hier im Bergzeit Shop findest Du die Auszeichnung LWG nur, wenn das Produkt nach dem höchsten Standard, also Gold, zertifiziert wurde.
Welche Marken verwenden umweltschonendes Leder?
Viele namhafte Outdoorhersteller sind bereits auf Produkte aus umweltschonendem Leder umgestiegen, insbesondere im Bereich Schuhe, aber beispielsweise auch bei Taschen oder Handschuhen.
Beispielhaft zu nennen sind hier u.a. Meindl mit seiner eigenen Meindl Identity Schuhkollektion, Vaude, Kamik, Keen, Timberland, Hanwag oder Satorisan.
Quellen für den Beitrag
- „Die voll korrekte Lederjacke“, www.zeit.de, unter https://www.zeit.de/lebensart/mode/2012-11/mode-bekleidung-leder-nachhaltigkeit
- „Leather production is killing cows, biodiversity and our climate, but we have solutions to move beyond this.“, unter https://www.collectivefashionjustice.org/leather