Mein MSR Hubba Hubba ist bald zehn Jahre alt und hat mich auf unzähligen Touren begleitet: Langstrecken-Radwanderungen von Berlin bis an die Bernina, hochalpine Biwaks in den Ötztaler Alpen, Weitwanderungen in den Pyrenäen, Korsika und Skandinavien.
Vaude Chapel L 3P im Test: Die Ausgangslage
In der Zwischenzeit ist einiges passiert – Familiengründung, erstes Kind, zweites Kind. Kurzum: Wir brauchen mehr Platz! Für die ersten Familienurlaube liehen wir uns ein großes Salewa-Familienzelt eines Familienmitglieds aus. Fazit: Sehr groß – allerdings mit rund 18 Kilo auch sehr schwer.
Definitiv nichts für „gewichtsoptimierte“ Familienausflüge wie Radreisen, Wochenendtouren oder einfach nur schnelle Campings zwischendurch, auf die man keine Unmengen Gepäck mitnehmen möchte. Drei Grundvoraussetzungen für unser neues Zelt kristallisierten sich also heraus:
- Es soll leicht sein, es soll ein kleines Packmaß haben und es sollte einer vierköpfigen Familie ausreichend Platz bieten
- Idealerweise sollte es auch noch schnell aufgebaut und im Einsatz möglichst unkompliziert zu bedienen sein
- Zugunsten des leichten Gewichts sind wir durchaus bereit, auf „zuviel“ zusätzlichen Platz zu verzichten
Vaudes Kurzbeschreibung des Chapel L 3P lautet: „Leichter, geräumiger Tunnelhybrid für Trekker und Radreisende“. Lässt sich unser Anforderungskatalog damit zusammenbringen?
Großes Zweipersonen-Reisezelt – oder kompaktes Familienzelt?
Auf der Outdoor-Messe in Friedrichshafen bestaune ich schließlich just zum richtigen Zeitpunkt das Vaude Chapel L 3P. Hinter der Bezeichung verbirgt sich – je nach Sichtweise – ein großes, komfortables Zweipersonenzelt mit Platz für Fahrräder und/oder viel Gepäck – oder ein sehr kompaktes Familienzelt für Familien, die gewichtsoptimiert unterwegs sein wollen. Vaude gibt das Gewicht des Zelts mit nur 3.990 Gramm an – da leuchten die Augen des Anhänger-ziehenden Papas!
HINWEIS: Für potentielle Käufer, die das Zelt für die Familie einsetzen wollen, sollte eines im Vordergrund stehen: Für dreiköpfige Familien bietet das Innenzelt ausreichend Platz. Bei vierköpfigen Familien muss sich ein Familienmitglied im Vorzelt breit machen – nicht jedermanns Sache, aber bei sommerlichen Reisen kein großes Problem. Vorausgesetzt natürlich, man nennt eine bequeme Isomatte sein Eigen.
Der Zeltaufbau – erstaunlich einfach!
Ich muss zugeben – was Zeltaufbau angeht, bin ich bisher verwöhnt. In grauer Vorzeit – um genau zu sein 1989 – hatte ich die Ehre, meine erste Nacht in einem Vaude Mark verbringen zu dürfen. Schon damals war das Mark das Maß aller Kuppelzelt-Dinge und vergleichsweise schnell aufzubauen. Es folgten zahllose Nächte im Vaude Hogan meines Bruders in den neunziger Jahren – das damals außenliegende Gestänge (inzwischen hat Vaude die Konstruktion geändert) stellte ein echtes Highlight in Sachen schnellem Aufbau dar. Auch MSR zeigt mit dem Hubba Hubba, wie ein schneller Aufbau funktionieren muss.
Beim Vaude Chapel L 3P ist die Sache etwas anders. Das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Tettnang kombiniert ein Tunnel- mit einem Kuppelzelt, was sich auch im Gestänge wiederspiegelt – wird das große Vorzelt von zwei trapezförmigen Stangenkonstruktionen in Kombination mit zwei Querbögen aufgespannt, kommen im hinteren (Schlaf)Bereich nur zwei Querbögen zum Einsatz – wie bei einem Tunnelzelt. So steht man erstmal da wie der Ochs vor’m Berg und wundert sich, was wohl wo eingefädelt gehört. Doch nicht verzagen, der Aufbau ist deutlich einfacher als man auf den ersten Blick vermutet und bedarf nur ein wenig Übung!
Der erste Test im heimischen Garten
Eines Frühlingstages ist es soweit, und ich wage mich das erste Mal an das Chapel L 3P im Garten heran. Als erstes fällt die durchdachte Abspannung auf. Hat man das Gestänge richtig in die robusten Gestängetunnels und Ösen eingefädelt und mit Heringen fixiert, wird das Zelt mit breiten Spanngurten abgespant. Anschließend stehen zahlreiche Reepschnüre zur Verfügung, um das Zelt wind- und sturmsicher aufzustellen.
Mit etwas Training habe ich das Zelt in knapp zehn Minuten aufgebaut – und verbringe mit dem Nachwuchs eine sehr angenehme erste Nacht in unserem neuen Outdoor-Domizil!
Der erste Test unterwegs
Endlich ist der Schnee weg und wir können das Zelt zum ersten Mal mit zu unserem favorisierten Bergcampingplatz entführen. Auch hier beweist das Chapel L 3P sehr eindrucksvoll, was es kann – durch die Trockenübungen im Garten geht der Aufbau schnell und unkompliziert vonstatten. Nachdem wir unser komplettes Gepäck mit dem Fahrrad transportieren, fällt insbesondere das vergleichbar kleine Packmaß und die Möglichkeit auf, das Rad auch im Zelt unterzubringen – bei anhaltend schlechtem Wetter sicher nicht die schlechteste Lösung für Radreisende.
Das große Vorzelt hat noch einen weiteren Vorteil: Man hat viel Platz zum Kochen – sogar zwei kompakte Campingstühle wie beispielsweise der Chair One von Helinox und ein kleiner Tisch finden Platz.
Fazit zum Vaude Chapel L 3P
Für mich erfüllt das Vaude Chapel L 3P perfekt seinen Zweck. Egal ob als kompaktes Familienzelt oder als geräumiges Zelt für zwei – Vaude hat beim Chapel L 3P seine Hausaufgaben gemacht – wie bei diesem Traditionshersteller nicht anders zu erwarten. Für mich sind die rund vier Kilo Gesamtgewicht für ein Zelt dieser Dimension eine echte Ansage. Natürlich wird ausgewiesene Leichtgewichtsfans auch dieses Gewicht abschrecken. Doch die finden bei der Zeltauswahl von Vaude ganz sicher den passenden Begleiter! Für mich wird das Chapel L 3P jedenfalls sehr vielseitig und garantiert mehrmals im Jahr zum Einsatz kommen.
Alle Daten zum Vaude Chapel L 3P:
- Gewicht: 3.990 Gramm
- Packmaß: 55 x 30 Zentimeter
- Zeltfläche: 7,5 Quadratmeter
- Innenzeltfläche: 3,5 Quadtratmeter
- Gestänge: Al 7001 T6 9 Millimeter
- Wassersäule: 3.000 Millimeter
- PVC-freie Produktion
- UV-reflektierendes Außenzelt
- Hoher Vorraum in Stehhöhe
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