Raus aus der Stadt und ab in die Alpen – von München aus kein Problem. Wäre da nicht der Stau in Richtung Süden. Zum Glück lassen sich die schönen Wanderungen in den nahgelegenen Bergen Münchens aber auch bequem mit Bus und Bahn erreichen. Ob Bayrische Voralpen, Wetterstein, Karwendel, Ammergauer Alpen, Rofan, Kaisergebirge oder Berchtesgadener Alpen – eine entspanntere Anreise zum Wandern als mit dem Zug gibt es sicherlich nicht! Wir stellen Dir fünf schöne Wanderungen zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln vor.
Die folgenden Touren stammen aus dem Rother Wanderführer „Mit Bahn und Bus in die Münchner Berge“ von Gerhild Abler und Antje Sommer.
1. Wanderung auf die Kohlbergspitze
Aussichtskanzel im Danielkamm
Die Zugverbindung von München über Garmisch-Partenkirchen nach Reutte in Tirol macht ein äußerst reizvolles Eck des Ammergebirges für Münchner bequem erreichbar. Mit meist durchgehendem Zug bist Du in gut zwei Stunden in Bichlbach, dem Ausgangspunkt dieser Wanderung. Die Tour ist überaus lohnend: Der Einstieg ist direkt hinter dem Bahnhof, kleine Steige führen durch schöne Landschaft den Berg hinauf mit zunehmend freier werdenden Blicken. Das Gipfelerlebnis muss man sich eher mit Bergdohlen als mit Menschen teilen und die Aussicht ist grandios: Sie reicht vom Plansee und Ammergebirge im Norden über Zugspitze, Mieminger Kette, Zentralalpen, Lechtaler Alpen mit Rotem Stein und Thaneller bis in die Allgäuer und Tannheimer Berge.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
Um vom Bahnhof Bichlbach-Berwang (1), 1079 m, zum Ausgangspunkt der Tour auf der anderen Seite des Baches zu kommen, machen wir zunächst einen kleinen Umweg: Wir gehen durch die Unterführung unter der Bundesstraße hindurch zur Kirche, vor dieser rechts und gleich wieder rechts. Rechts am Kohlberghof vorbei gelangen wir durch eine weitere Unterführung auf die andere Seite der Bundesstraße zurück. Dann geht es unter den Bahngleisen hindurch, durch ein Gatter und über den Bach.
Hier beginnt der Steig auf die Kohlbergspitze, der nach kurzer Zeit in den Wald eintaucht und in steilen Kehren aufwärtsführt. Anfangs hört man den Verkehr von der Bundesstraße noch recht deutlich, mit der Zeit aber wird es ruhiger. Nach gut 45 Minuten verlassen wir den Wald und folgen weiter dem Hauptweg. Wie schon vom Tal sehen wir auch von hier oberhalb von Lawinenverbauungen das Gipfelkreuz der Kohlbergspitze. Der schöne Steig führt nun meist durch lichten Wald in Kehren weiter bergauf. Nach insgesamt einer guten Stunde kommen wir an einer Quelle mit Rastbank vorbei.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Gerhild Abler, Antje Sommer
Schließlich erreichen wir eine Gabelung (2), an der es in beide Richtungen auf die Kohlbergspitze geht. Wir folgen rechts dem einfacheren Weg und treffen gleich darauf auf einen Wendeplatz, an dem eine von rechts aus dem Tal hochkommende Forststraße endet. Links führt unser Steig weiter. Wir queren am Hang entlang, verlassen den Wald und biegen in den Taleinschnitt zwischen Kohlbergspitze und Kesseljoch / Pitzenegg ein. Hier haben wir einen schönen Blick in den Talkessel von Lermoos, auf Daniel, Zugspitze, Mieminger Kette und Pleisspitze mit Gartnerwand. Kurze Zeit später erreichen wir eine Gabelung (3): Rechts führt der Alpenrosensteig weiter. Wir halten uns links, gehen durch Latschen und queren – zwischendrin noch einmal ein kurzes Stück durch Wald – einen Hang mit schöner Aussicht nach Westen. Noch einige Kehren, dann geht es recht steil über den grasigen Hang – das letzte Stück auf dem Rücken – zum Gipfel der Kohlbergspitze (4), 2202 m, hinauf.
Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.
2. Überschreitung des Heimgartens
Wächter des Werdenfelser Landes
Diese Wanderung im Südwesten Münchens ist ein echtes Highlight und führt uns auf durchwegs schönen Steigen abwechslungsreich vom Walchensee ins Loisachtal. Der Walchensee erfreut sich bei Surfern wegen seiner Windverhältnisse und bei Tauchern aufgrund seines klaren, tiefen Wassers großer Beliebtheit. Sein Wasser wird seit 1924 vom Kraftwerk Walchensee im 200 Meter tiefer gelegenen Kochel zur Stromgewinnung genutzt. Unser Aufstieg erfolgt über einen äußerst reizvollen Steig mit zunehmend freier werdenden Blicken auf den türkisfarbenen Walchensee, in die Südabhänge des Heimgartenmassivs und auf die umliegende Bergwelt. An der Hütte kurz unterhalb des Gipfels und auf dem Gipfel selbst kann es an schönen Tagen durchaus lebhaft zugehen, denn viele Wanderer kommen über den Grat vom Herzogstand herüber. In dem Moment, in dem wir den aussichtsreichen Gipfel hinter uns lassen, wird es wieder ruhiger. Unser Abstieg verläuft auf einem wieder sehr schönen Steig, der im unteren Teil wildromantisch an einem Bach entlangführt.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
Von der Bushaltestelle an der Talstation der Herzogstandbahn (1), 804 m, gehen wir noch gut 50 Meter in Fahrtrichtung an der Hauptstraße entlang, biegen dann rechts in ein Sträßchen ab und halten uns an der Gabelung wiederum rechts. Kurz darauf geht das Sträßchen in einen Forstweg über, dem wir an einem Bach entlang durch den Wald folgen. Der Weg wird schmaler und steigt an. Bald darauf treffen wir auf einen quer verlaufenden Weg, der uns nach rechts über den Bach führt. Wir ignorieren eine Linksabzweigung und folgen kurz darauf an einem Schild dem Weg nach links bergauf.
Nun geht es auf einem wunderschön angelegten Steig, teilweise über Stufen, teilweise in Kehren, steil auf einen Rücken hinauf. Immer wieder haben wir dabei einen herrlichen Ausblick auf den Walchensee. Dann steigt der Weg nur noch leicht an, bis er schließlich fast höhehaltend auf dem Rücken entlangführt und sich bald darauf nach rechts wendet. Wir gehen nun mit Einblicken in das Heimgartenmassiv auf einem schönen Höhenweg unterhalb des Rotwandkopfs entlang und dann einige Höhenmeter hinab in den Sattel bei der Ohlstädter Alm (2), 1423 m.
Hier führt links ein Wirtschaftsweg weiter, wir aber folgen dem Steig geradeaus und überqueren kurz darauf einen Forstweg. Bald danach biegt unser Steig nach rechts und führt zu einem Bachbett hinab, dem wir abwärts folgen. Kurz darauf überqueren wir dieses und einen einmündenden Bach (wir ignorieren den nach rechts führenden Forstweg) und gehen nun am rechten Ufer des Bachs auf einem Steig weiter. Zwei Forstwege, die nach rechts abzweigen, beachten wir nicht und folgen dem Bach bis zu einer Holzhütte und einem Wasserbecken (6), 1020 m.
Wir überqueren ein Teersträßchen, kommen an Tennisplätzen und einem Schwimmbad vorbei, überqueren erneut ein Teersträßchen und gehen an einer Gabelung rechts zur Hauptstraße. Auf der anderen Seite folgen wir dem Bahnhofweg bis zum Bahnhof von Ohlstadt (8), 636 m.
3. Wanderung auf den Schafreuter
Klassiker im Vorkarwendel
Auf den Schafreuter zu wandern erfreut sich bei Münchnern großer Beliebtheit, und das nicht ohne Grund. Er ist dank des vom Regionalverkehr Oberbayern betriebenen Bergsteigerbusses in die Eng auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln relativ schnell erreichbar und bietet das richtige Maß an sportlicher Anstrengung sowie landschaftlich schöne und abwechslungsreiche Steige durch Mischwälder, über Wiesen und Almen und durch alpines Gelände. Weitere Pluspunkte sind die Einkehrmöglichkeit in der Tölzer Hütte und der herrliche Panoramablick (wie der Schafreuter umgekehrt, an der markanten Form seiner Flanken erkennbar, ja auch von weither sichtbar ist). Und zum Abschluss lädt die abends lange in der Sonne liegende Oswaldhütte zum Besuch ein.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
Hinter der Hütte gehen wir auf einem Steig zunächst steil bergauf. Dann wird dieser flacher – wir sehen bereits den Gipfel vor uns – und zieht nach links. Wir passieren einen schönen Steinmandl-Garten und gehen, zum Teil auf Felsbändern und etwas ausgesetzt, weiter bis unterhalb des Gipfels. Das letzte Stück kraxeln wir (wer möchte, kann die Seilsicherungen nutzen) über Fels hinauf zum Gipfel des Schafreuter (3), 2102 m.
Zunächst geht es durch Fichtenwald, dann in zahlreichen Kehren durch lichten Mischwald zur Straße. Dort halten wir uns rechts und gelangen bald darauf zur Oswaldhütte (5), 844 m, mit der Bushaltestelle. Wer die Forststraße genommen hat, überquert im Tal den Wanderparkplatz und geht an der Straße ebenfalls nach rechts in wenigen Minuten zur Oswaldhütte.
4. Wanderung über den Hirschberg
Ganzjahres-Tour mit tollem Panorama
Der Hirschberg ist ein sowohl im Sommer als auch im Winter beliebter Wandergipfel, nicht nur von München aus. Mehrere landschaftlich reizvolle Wege, die schön gelegene und ganzjährig bewirtschaftete Hütte, eine großartige Aussicht vom Gipfel und nicht zuletzt die gute Erreichbarkeit machen den Hirschberg zu einem lohnenden Ziel. Im Sommer stehen verschiedene Routen zur Auswahl. Wir wählen den vergleichsweise wenig begangenen Aufstieg von Kreuth, der zunächst durch lichte Mischwälder, später über sonnige Almwiesen mit immer umfassenderer Aussicht zum Gipfel führt. Hinunter gehen wir über den weitaus häufiger begangenen Weg am Hirschberghaus vorbei zur Hirschlache und von dort, jetzt größtenteils auf einem Forstweg, nach Scharling. Im Winter empfiehlt sich für Bergwanderer der Forstweg von Scharling zur Hirschlache und von dort der ausgeschilderte, teilweise mit Seilen und Stangenmarkierungen versehene steile Winterweg über den Kratzer zum Gipfelrücken.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
5. Zweitägige Wanderung über den Untersberg
Ein von Höhlen durchzogenes Karstplateau und Hüttenübernachtung im Stöhrhaus
Der Untersberg, ein karstiger Tafelberg zwischen Berchtesgaden und Salzburg, ist der nördlichste Ausläufer der Berchtesgadener Alpen. Unsere Route führt auf durchweg schön angelegten Steigen, mit immer wieder reizvollen Blicken, abwechslungsreich über dieses beeindruckende Plateau. Die beiden Gipfel, der Berchtesgadener Hochthron im Süden und der Salzburger Hochthron im Norden, sind wenig markant, bieten jedoch einen herrlichen Rundumblick ins Chiemgau und in die Berchtesgadener und Salzburger Alpen. Die Anfahrt aus München dauert zwar ein wenig, aber für die beiden Tage dieser grandiosen Wandertour lohnt sie sich.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Zahlreiche Sagen und Mythen ranken sich um den Untersberg, wohl auch deshalb, weil durch die Auswaschung des Kalksteins mehr als 400 Höhlen im Inneren des Bergmassivs entstanden sind. Die bekannteste ist die Schellenberger Eishöhle, Deutschlands größte und einzige erschlossene Eishöhle. Die Eismassen innerhalb der Höhle werden auf ca. 60.000 m³ geschätzt und haben eine Dicke von bis zu 30 Metern. Es lohnt sich, an einer der Führungen teilzunehmen.
Am zweiten Tag, beim Abstieg zur Toni-Lenz-Hütte, kommen wir fast direkt am Eingang der Höhle vorbei. Der Weg hierher verläuft über den Thomas-Eder-Steig, eine vom »Verein für Höhlenkunde Schellenberg« errichtete beeindruckende Steiganlage mit Treppen, Stiegen und Tunneln. Immer mit Geländersicherung führt diese durch die Steilwand hinab und macht so die Eishöhle von oben, das heißt von der Bergbahn auf den Salzburger Hochthron aus, zugänglich. Weiter über einen Höhenweg erreicht man schließlich die Toni-Lenz-Hütte. Hier kann man sich stärken, bevor es auf einem schönen Weg hinab nach Marktschellenberg geht.
Tourensteckbrief
Tourenbeschreibung
1. Tag:
Vom Bahnhof in Bischofswiesen (1), 615 m, überqueren wir die Bundesstraße und gehen gegenüber in den Teerweg. An der Verzweigung halten wir uns links und gehen geradeaus bis zu einer Querstraße (Simon-Schwaiger-Straße). Dieser folgen wir nach rechts. Kurz darauf geht die Straße in einen Wanderweg über, der uns am Ortsrand von Bischofswiesen entlangführt. Wir treffen auf eine Straße, folgen dieser links aufwärts und biegen bald darauf wieder links in ein aufwärts führendes Teersträßchen (Kastensteinweg) ab. Die letzte Häuser hinter uns, verlassen wir gleich nach der zweiten Kehre das Sträßchen nach rechts auf einen asphaltierten Fahrweg (Nr. 468). Dort, wo dieser in einer Linkskehre steil bergauf führt, gehen wir geradeaus auf einem Schotterweg weiter bis zu einer Verzweigung. Hier folgen wir links dem Schild Richtung Rauher Kopf / Stöhrhaus / Berchtesgadener Hochthron. An einer Gabelung gleich darauf halten wir uns wieder links.
2. Tag:
Vom Gipfel gehen wir auf demselben Weg zurück bis zur Abzweigung kurz vor der Mittagscharte. Hier folgen wir dem Steig nach links Richtung Toni-Lenz-Hütte. Kurz darauf beginnt der Thomas-Eder-Steig. Über Treppen, Stiegen und durch Tunnel geht es, immer mit Geländer, durch die steile Wand. Nach dem letzten Tunnel folgen wir einem zunächst auf einem Felsband verlaufenden und teilweise mit Drahtseil gesicherten Höhenweg, an zwei Abzweigungen zur Eishöhle vorbei, zur Toni-Lenz-Hütte (7), 1440 m.
Gerhild Abler, Antje Sommer
Gerhild Abler, Antje Sommer
Von der Hütte führt der Weg weiter hinab. Nach kurzer Zeit kommen wir an eine Abzweigung. Links geht es zum Zeppezauer Haus, wir aber halten uns rechts Richtung Marktschellenberg. Zunächst haben wir noch einen freien Blick auf Osterhorngruppe, Dachstein und Tennengebirge, später tauchen wir in den Wald ein und folgen einem Rücken links oberhalb eines Bachgrabens hinab. Ungefähr eine Stunde nach der Hütte wendet sich unser Weg nach rechts und führt zum Bach hinunter. Kurz wandern wir an diesem entlang, dann verlassen wir ihn höhehaltend nach links. Der Weg geht in einen Forstweg über, der uns in Kehren hinabführt, bis er schließlich auf ein Teersträßchen trifft. Hier halten wir uns rechts. Gleich darauf ist die Bundesstraße erreicht. Die Bushaltestelle Eishöhle (8) Richtung Berchtesgaden, 468 m, ist gleich an der Einmündung, die Haltestelle Richtung Salzburg wenige Meter links auf der anderen Seite der Straße.
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