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Ein Freund, ein guter Freund

Im Test: Die Wild Country Friends

4 Minuten Lesezeit
Gerade bei luftigen Kletterpassagen und weit entfernten Zwischensicherungen sind sie hilfreich: Gute Freunde, oder Friends. Diese mobilen Zwischensicherungen, die in Rissen eingesetzt werden, beruhigen den gestressten Kletterer. Franz hat die neuen Wild Country Friends getestet.

Seit den ersten Versuchen mit aktiven Klemmgeräten 1971 durch Ray Jardine und den ersten, am Markt verfügbaren Friend von Wild Country hat sich sehr viel getan. Dennoch, das Funktionsprinzip der ersten Friends aus dem Jahr 1977 blieb bestehen. Gewisse Ähnlichkeiten haben die „Ur-Friends“ von damals mit den heute verfügbaren Modellen. Grund genug, sich die aktuellen Friends von Wild Country näher anzuschauen!

Ich teste heute ein Set Friends von Wild Country für Dich.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Set aus sechs Friends in unterschiedlichen Größen (0.4, 0.5, 0.75, 1, 2, 3)
  • Gesamtgewicht Set: 772 Gramm
  • Mit bruchfester Dyneema Schlinge
  • Fair Wear zertifiziert

Kurz und knapp: Die neuen Wild Country Friends

Die aktuellen Wild Country Friends liegen sehr angenehm in der Hand. Sie sind stabil und bieten einige tolle Features.

Was auffällt: Durch die hohlen Doppel-Achsen sind die Friends relativ leicht, steif und dennoch stabil. Die abgefrästen und breiten Auflagefläche sind auf weichem Gestein von Vorteil.

Die Daumenschlaufe in Kombination mit der verlängerbaren Schlinge – welche aber auch „friemelig“ sein kann – bietet verschiedene Möglichkeiten, das Seil einzuhängen. Zudem bietet Wild Country einen re-sling Service, sowie Ersatz-Trigger an, was ein Pluspunkt in Richtung Nachhaltigkeit ist.

Das begeisternde Set aus den 6 Friends #0.4 bis #3.

Franz Mösbauer

Das begeisternde Set aus den 6 Friends #0.4 bis #3.


Einziger Nachteil ist die verfügbare Bandbreite von nur sechs Größen. In den meisten Fällen sollte das jedoch ausreichend sein.

Der erste Eindruck der Wild Country Friends

Auf den ersten Blick erscheinen die aktuellen Friends von Wild Country wie eine Kopie der populären Cams von Black Diamond. Tatsächlich haben beide Modelle gewisse Ähnlichkeiten – aber es gibt auch ein paar feine Unterschiede, auf die ich im Folgenden eingehe.

Ist die Handhabung leicht?

An die Black Diamond Cams gewöhnt, bedurfte es bei mir keine Umgewöhnung. Insbesondere bei der Wahl der richtigen Größe, da sowohl die Farbcodierung, als auch der jeweilige Range vergleichbar sind. Dabei liegen der Trigger und die Daumenschlaufen sehr gut in der Hand. Auch die Breite des Kopfes ist vergleichbar.

Auffällig ist die verlängerbare Schlinge. Dadurch lässt sich durchaus eine Exe einsparen. In horizontalen Rissen kann so vermieden werden, dass der eingehängte Karabiner einer Knickbelastung an einer Kante ausgesetzt ist.

Allerdings bedarf es für den Nachsteiger etwas Übung, alles mit einer Hand zu verstauen.

Die verlängerte Schlinge eingehängt.

Franz Mösbauer

Die verlängerte Schlinge eingehängt.


Die verlängerte Schlinge eingehängt.

Franz Mösbauer

Die Wild Country Friends haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den klassischen C4s – mit ein paar feinen Unterschieden.


Im Vergleich zur doppelt eingehängten Schlinge gibt Wild Country bei der verlängerten Schlinge eine um 2 kN reduzierte Festigkeit von 10 kN an. Andererseits liegt die durchschnittliche Bruchlast eines aktiven Klemmgerätes im Falle eines Sturzes bei ca. 6 – 8 kN. Hierbei sind die kritischsten Faktoren die umgebende Felsqualität und die Qualität des Placements! Angesichts dieser Tatsache relativiert sich die Reduzierung von 12 kN auf 10 kN…

So stabil sind die Wild Country Friends

Die Friends bieten vergleichbar hohe Festigkeiten. Zwei signifikante Details tragen dazu bei: Die Kontaktflächen der eloxierten Klemmsegmente sind abgefräst und breit geschlitzt, so dass die Kontaktfläche tendenziell breit ausfällt.

Zur Erklärung: Die farblich eloxierte Oberfläche der Klemmsegmente ist härter als das Alu. Dadurch können selbst gut gelegte Friends auf weichen Felsoberflächen, wie z.B. Sandstein oder Kalk, bei einem Sturz rutschen.

Durch die abgefrästen, blanken und relativ breiten Kontaktflächen wird die Reibung, und somit die Haltekraft, erhöht.

Außerdem will Wild Country durch die hohlen Doppel-Achsen (hollow axles) die Steifigkeit erhöht haben. Zudem kann das „Wandern“ des Friends im Riss durch die verlängerbare Schlinge einfach und schnell reduziert werden.

Wo ein Riss, ist auch ein Weg, ist auch ein Friend...

Franz Mösbauer

Wo ein Riss, ist auch ein Weg, ist auch ein Friend…


Die Klemmbreiten

Die Wild Country Friends werden aktuell in den sechs Größen 0.4 bis 4 angeboten und decken so Rissbreiten von 15,8 mm bis 112,1 mm ab. Für schmalere Risse hat Wild Country seine Zeros im Angebot, um Risse bis 8,5 mm noch zu klemmen.

Die Friends überzeugen mit einer hohen Stabilität.

Franz Mösbauer

Die Friends überzeugen mit einer hohen Stabilität.


Die Friends überzeugen mit einer hohen Stabilität.

Franz Mösbauer

Gerade in „luftiger“ Felskletterei sind die Friends von Wild Country sind ein idealer Begleiter.


So nachhaltig sind die Friends

Sehr positiv sticht für mich der Service von Wild Country hervor. Abgesehen vom mechanischen Verschleiß, z.B. durch Stürze deformierte Segmente, limitieren lediglich die Schlingen die Lebensdauer der Friends bzw. aller aktiven Klemmgeräte, welche üblicherweise mit 10 Jahren angegeben wird.

Dann müsste theoretisch das Teil ausgewechselt werden. Oder es wird der re-sling Service von Wild Country genützt, um sich eine neue Schlinge einnähen zu lassen. Leichter lassen sich, z.B. durch den Transport im Rucksack, defekte Trigger-Kabel auswechseln, da hier spezielle Ersatz-Sets angeboten werden.

Testfazit: Sind die Wild Country Friends die richtigen für Dich?

Die aktuellen Wild Country Friends brauchen sich am Markt nicht zu verstecken!

Verarbeitung, Handhabung und Festigkeit sind top. Die verlängerbare Schlinge kann durchaus den ein oder anderen Materialengpass am Gurt umgehen, da so manche Exe eingespart werden kann.

Gewichtsmäßig landen sie im Mittelfeld und mancher mag die angebotenen Größen von „nur“ sechs Stück anprangern. Doch diese werden für die meisten Klettereien ausreichend sein. Und für kleinere Risse hat Wild Country die bereits erwähnten Zeros im Angebot.

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