Inhalt
- Warum brauchte man „Friends”?
- Der Mann, der den „Friends” zum Durchbruch verhalf
- Freunde und Friends
- „Friends”: Der Name ist geblieben
- Von der Idee zur Herstellung
- Ein kühner Sprung, der sich auszahlt
- Ein revolutionäres Sicherungsgerät
- Wild Country: Wie „Wide” zu „Wild” wurde
- Der Anblick der aufgehenden Sonne
- Das Abenteuer geht weiter
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Warum brauchte man „Friends”?
Zu jener Zeit war die Sicherung anspruchsvoller Kletterpartien eine schwierige und waghalsige Angelegenheit. Schlingen, Klemmsteine und Felshaken waren alles, was es gab. Viele betrachteten per Hammer gesetzte Haken jedoch zunehmend als inakzeptabel – denn sie beschädigten und verunstalteten den Fels und bedeuteten, dass man sich auf „künstliche” Hilfsmittel verließ. Britische Kletterer kletterten „pin free”, indem sie mit Seilen umwickelte Kieselsteine und angepasste Maschinenmuttern in Felsrissen platzierten. International rückten das Freiklettern sowie der „saubere Kletterstil” zunehmend in den Fokus. Und die schnell steigenden Ansprüche erforderten bessere Hilfsmittel, die einfach und mit nur einer Hand angebracht werden konnten. Also machte man sich auf die Suche…
Der Mann, der den „Friends” zum Durchbruch verhalf
Mark Vallance wurde 1944 geboren und wuchs in Chesterfield am Rande des Peak Districts auf. Von dort fuhr er mit dem Fahrrad zu den östlichen Gritstone-Wänden: Birchen, Gardom’s und Chatsworth, gefolgt von Froggatt und Stanage. Hier brachte er sich das Klettern bei: „Ich bin seit jeher überzeugt, dass der Gritstone der beste Fels zum Lernen ist.” Mark war sehr eigenständig und nahm die Dinge gern selbst in die Hand. So fertigte er sich mithilfe der Nähmaschine seiner Mutter seine erste Daunenjacke an. Als junger Mann arbeitete er für das britische Polarforschungsprogramm sowie die Peak District National Park Authority. Zudem reiste er zum Klettern um die ganze Welt.
Wild Country
Michele Caminati
Freunde und Friends
Mark und Ray Jardine lernten sich 1972 in den USA kennen. Sie arbeiteten beide als Ausbilder an der Colorado Outward Bound School und kletterten gemeinsam im Yosemite-Park. Ray war ehemaliger Raumfahrtingenieur, spezialisiert auf Raumfahrtsimulationen. Außerdem war er erfahrene Kletterer, was Mark allerdings nicht wusste. Bereits bei ihrer ersten Begegnung trug Ray seinen originalen Friend-Prototyp bei sich, der aus vier mechanischen Segmenten an einer Achse bestand, ohne Steg oder Trigger.
Frank Kretschmann
„Friends”: Der Name ist geblieben
Mark machte seine erste Klettererfahrung mit der neuen Ausrüstung viel später, nämlich 1975 bei der Erstbegehung der Route Power Failure an der Washington Column im Yosemite-Park. Ray tat sehr geheimnisvoll: Er trug ein in einer blauen Tasche verborgenes Gerät bei sich. Zunächst verpflichtete er Mark zur Verschwiegenheit, dann kletterten sie gemeinsam mit den Prototypen. Der Name „Friends” wurde von Kris Walker geprägt: Auf einer Klettertour mit Ray und einigen anderen Personen, die nicht eingeweiht waren, wollte Kris nichts verraten und fragte daher: „Ray, hast du deine … äh … Friends dabei?” – der Name ist geblieben.
Von der Idee zur Herstellung
Ray wollte seine „Friends” in den USA herstellen lassen, konnte aber – so erstaunlich das heute auch klingen mag – niemanden finden, der den Auftrag übernehmen wollte. Mark hatte Ray ermutigt, sein Friends-Projekt weiterzuverfolgen, vor allem, weil er das Gerät gern selbst für seine Klettertouren in Großbritannien einsetzen wollte. Als er wieder bei sich zuhause war, erhielt Mark einen Brief. Darin schlug Ray ihm vor, die Friends im Vereinigten Königreich produzieren zu lassen: im Peak District.
Mark erkannte dies als fantastische Gelegenheit und lud Ray sowie seine Partnerin Suzie zu sich nach Hause ein. Während seines Besuchs hatte Ray viel Zeit, um einige klassische britische Kletterrouten zu erkunden und ein paar schwierige Erstbegehungen zu wagen. Man denke zum Beispiel an „Ray’s Roof” bei Baldstones im Peak District – eine Route, die noch heute Respekt einflößt!
Frank Kretschmann
Wild Country
Ein kühner Sprung, der sich auszahlt
Wild Country ist der Name des Unternehmens, das Mark 1977 zur Herstellung der „Friends” ins Leben rief. Am Anfang hatte er einige Schwierigkeiten, seine finanziellen Mittel waren begrenzt und Lieferanten sowie Fachkräfte waren nicht leicht zu finden. Doch Mark wagte den Sprung: Er kündigte seinen Job, gründete ein neues Unternehmen und lieh sich so viel Geld, wie er bekommen konnte.
Bekanntermaßen wurde er für die BBC-Sendung „Tomorrow’s World” dabei gefilmt, wie er sich auf der Route Dexterity am Millstone Edge im Peak District mit zwei „Friends” gesichert aus 30 Fuß Höhe in die Tiefe stürzte. Die Episode wurde kurz nach der Markteinführung im Jahr 1978 ausgestrahlt – die perfekte Werbung für das neue Produkt. Bereits nach sechs Monaten wurden die Klemmgeräte in sechzehn Länder der Welt exportiert.
Ein revolutionäres Sicherungsgerät
Zu einer Zeit, als das Felsklettern vor einem Umbruch stand und viele Kletterer sich neu orientierten, gehörten Mark und Ray zu einer kleinen Zahl erfinderischer Pioniere, die es dem Sport ermöglichten, sich weiterzuentwickeln und zu der beliebten und sicheren Freizeitaktivität zu werden, der er heute ist.
Während Mark Wild Country aufbaute, verfeinerte und verbesserte er den „Friend” immer weiter. Insbesondere perfektionierte er gemeinsam mit Ray den konstanten Klemmwinkel auf exakte 13,75 Grad und fügte später den beweglichen Steg hinzu. Dieser spezifische Winkel gilt seitdem als bestimmendes Merkmal der Geräte. Er ermöglicht es, schwierigere Routen sicherer zu klettern und erweitert die Grenzen des Möglichen. Leider verstarb Mark Vallance im April 2018. Sein Weitblick und seine Beharrlichkeit sind jedoch unvergessen. Mehr über ihn erfährt man in seiner Autobiografie: „Wild Country – The man who made Friends”.
Wild Country
Wild Country: Wie „Wide” zu „Wild” wurde
Mark, der unter einer leichten Legasthenie litt, hatte einen Text über die neue Route „Wide Country” im wunderschönen Eldorado Canyon State Park in Colorado, USA, gelesen. Bei einer erneuten Lektüre stellte er jedoch fest, dass er den Namen falsch gelesen hatte – und „Wild Country” war geboren. Bei der originalen Schriftart handelt es sich um dieselbe, die der US National Park Service für seine Schilder und Wegmarkierungen verwendet.
Der Anblick der aufgehenden Sonne
Während eines Aufenthalts in den USA machte sich Mark eines frühen Morgens auf den Weg von Las Vegas nach Snowbird, um dort gemeinsam mit Freunden Ski zu fahren. Als er sein Motel in St. George verließ, sah er, wie die Sonne über der Wüste aufging. Er war so fasziniert von dem Anblick, dass er sofort beschloss, das Bild zu verwenden. Die aufgehende Sonne, durchschnitten von zwei dünnen Wolkenbändern, ziert seither das Logo von Wild Country.
Mary Eden
Raphaël Fourau
Das Abenteuer geht weiter
Wild Country unterhielt von Anfang an enge Verbindungen zu führenden Kletterern. Heute arbeiten wir mit einem Team internationaler Athleten zusammen, darunter Caroline Ciavaldini, James Pearson, die Trad-Crack-Spezialisten Pete Whittaker und Tom Randall sowie dem belgischen Kletterer und Globetrotter Siebe Vanhee. Wild Country ist mittlerweile nach Bozen in Italien umgezogen, in die Stadt, die als Tor zu den Dolomiten gilt – ein weiteres Weltklasse-Klettergebiet mit einer langen Geschichte kühner Freikletterer, eines sauberen Kletterstils und klassischer Routen.
Wir tragen den Geist und die Erfahrung all derer in uns, die im Laufe der Jahre mit unseren Produkten geklettert sind und die Welt auf der Suche nach neuen Herausforderungen bereist haben. Die Geschichte, die mit der Herstellung unserer „Friends” begann, setzt sich fort – denn wir bleiben innovativ und entwickeln auch heute neue, bahnbrechende Produkte.
Wild Country – In der UK gegründet, auf Abenteuern weltweit groß worden.