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Es gab eine Zeit, da war es angesagt in teuren Boutique-Hotels zu übernachten, womöglich All-Inclusive zu buchen und sich von früh bis spät in Touristenhochburgen umsorgen zu lassen. Diese Zeiten sind ein bisschen in Vergessenheit geraten. Urlauber wollen heute nicht mehr das Rund-um-Sorglos-Paket, sie wollen Abenteuer, Selbermachen und zurück in die Wildnis. So steigen seit Jahren die Zahlen von verkauften Camping-Fahrzeugen, es gibt immer mehr Magazine, die das Leben in der Natur zelebrieren und Camping-Produkte werden zu echten Lifestyle-Essentials. Kurz gesagt: Camping ist in. Nicht nur in der Altersklasse 65plus, vor allem junge Städter zieht es immer mehr ins Freie.
Diese Zielgruppe gibt dabei nicht immer den nächsten Campingplatz als Ziel in ihr Navigationssystem ein. Es muss individueller, freier sein. Campingreiseführer wie Landvergnügen oder Cool Camping liegen deshalb im Handschuhfach. Und wer es noch individueller mag, geht am liebsten Wildcampen. Einfach das Auto abstellen oder das Zelt aufschlagen, dort wo man gerade ist. Dabei ist das gar nicht einmal so einfach. Wir haben uns die Gesetzgebungen in Europa angeschaut und herausgefunden, wo Wildcampen erlaubt ist und wo Du es lieber sein lässt.
Was ist Wildcampen?
Zum Wildcampen kommen oft erst einmal viele Fragen auf: Was ist das? Warum ist es verboten und wie teuer kann es werden? Antworten dazu liefert unser Beitrag: Wildcampen – was ist das?
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Wildcampen in Österreich
Ob Du mit einer geplanten Übernachtung unter freiem Himmel in Österreich das Gesetz brichst, hängt stark vom jeweiligen Bundesland ab. Grundlage bilden meist die Naturschutz- und Campinggesetze der Länder. Waldflächen dürfen in allen Bundesländern, ausgenommen es ist entsprechend gekennzeichnet, betreten werden, das Übernachten ist meist jedoch verboten. Die Gesetze für das alpine Ödland, die Bereiche oberhalb der Baumgrenze, unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland stark. Relativ streng sind die Gesetze in Tirol, Niederösterreich, Kärnten und dem Burgenland, wohingegen die Bestimmungen in Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und in Vorarlberg offener gestaltet sind.
- Mehr erfahren: Wildcampen in Österreich – wo es erlaubt ist und wo nicht
Wildcampen in Deutschland
Für eine Nacht bist Du in Deutschland auf dem Parkplatz einer Raststätte oder einem staatlichen Parkplatz sicher. Hier kannst Du mit Deinem Camper oder Wohnmobil ganz legal stehen. Allerdings solltest Du hier nur für maximal zehn Stunden bleiben. Auch ohne Zelt kannst Du in der Regel überall eine Nacht auf öffentlichen Plätzen wie Straßen und Parkplätzen übernachten. Allerdings solltest Du Dich zuvor mit regionalen Verboten wie Naturschutz- oder Wald- und Deichgesetzen vertraut machen. Mehr als eine Nacht darfst Du in Deutschland nur auf Privatgrund übernachten – Voraussetzung natürlich, dass das zuvor mit dem Besitzer abgeklärt wurde.
Wildcampen in Frankreich
In Frankreich ist Campen auf Privatgrundstücken mit Einverständnis des Besitzers erlaubt, Wildcampen auf Straßen und Parkplätzen ist nur mit der Genehmigung der örtlichen Behörde möglich. Ansonsten ist es grundsätzlich verboten – vor allem an der Küste und in der Nähe von Sehenswürdigkeiten.
Biwakieren ist hingegen nicht grundsätzlich verboten, jedoch können einzelne Orte die Erlaubnis auf ausgewiesene Flächen beschränken. Oberhalb der Baumgrenze und selbst in Nationalparks wird das Übernachten im Biwak in der Regel geduldet. Beim Biwakieren im Nationalpark ist allerdings zu beachten, dass eine gewisse Entfernung (etwa 60 Minuten Fußweg) zum Ausgang des Nationalparks eingehalten werden muss.
Wildcampen in der Schweiz
In der Schweiz ist die rechtliche Lage relativ uneinheitlich. Grundsätzlich sind laut Zivilgesetzbuch Wald und Weide für jedermann zugänglich. Je nach Kanton oder Gemeinde können allerdings spezielle Regelungen gelten. Wildcampen ist außerdem in gewissen Schutzgebieten ausdrücklich verboten. Dazu zählen: der Schweizerische Nationalpark, eidgenössische Jagdbanngebiete, Naturschutzgebiete und Wildruhezonen. Wenn Du Dich respektvoll verhältst und Rücksicht auf die lokale Flora und Fauna nimmst, ist eine Übernachtung im Gebirge mit einer kleinen Anzahl Personen jedoch meist unproblematisch.
- Mehr erfahren: Wildcampen in der Schweiz – darf man das?
Bergzeit
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Wildcampen in Skandinavien
Schweden und Norwegen stehen für unbesorgtes Wildcampen. Einfach das Zelt dort aufschlagen, wo man Lust hat, das ist hier möglich – zumindest für eine Nacht. So ist das Campen für eine Übernachtung nahezu überall erlaubt, sogar auf Privatgrundstücken. Das geht auf das sogenannte Jedermannsrecht zurück: Ein schwedisches Gesetz, das besagt, dass Land zwar von einer Person besessen werden darf, jedoch immer allen Menschen zur Verfügung stehen muss.
Allerdings gibt es auch in Skandinavien ein paar Regeln, an die Du Dich halten solltest: Auf Privatgrundstücken darfst Du es Dir nicht in Sichtweite des Hauses des Besitzers gemütlich machen, kein Feuer machen und natürlich auch keinen Müll zurücklassen. Das Jedermannsrecht gilt außerdem nur für Wanderer, Radfahrer, Kanufahrer und Reiter. Camper mit Van oder Wohnmobil dürfen für eine Nacht auf öffentlichen Parkplätzen, am Ende von Straßen oder direkt am Strand stehen bleiben.
In Finnland ist außerdem Campen auf Privatgrundstücken erlaubt, allerdings die Übernachtung auf Straßen oder Parkplätzen nicht gestattet.
Wildcampen in Dänemark
In Dänemark ist das Übernachten außerhalb von Campingplätzen verboten. Zelten ist in speziell dafür ausgelegten Naturlagerplätzen gestattet. Das sind rund 1.500 einfache Zeltplätze auf privaten Grundstücken wie Bauernhöfen, auf kommunalem Grund und auf Flächen des Umwelt- und Naturschutzministeriums. Die Plätze sind mit Toiletten und kaltem fließendem Wasser ausgestattet. Camper dürfen die Plätze für zwei Nächte nutzen, eine Nacht kostet knapp drei Euro. Auf den Plätzen sind weder Autos, Wohnwagen noch Motorräder oder Mopeds gestattet. Dabei darfst Du auch keine Feuerstellen errichten oder Dein Zelt in Sichtweite von Straßen oder Wohnhäusern aufstellen. Es ist auch nur erlaubt das Zelt für eine Nacht an der selben Stelle aufzustellen und nicht an Stränden oder Dünen, die an die Wälder grenzen.
Unsplash/Christopher Jolly
Wildcampen in Italien
Wildcampen ist in Italien im Wald, auf freien Flächen und am Strand verboten. Wer erwischt wird, muss mit Bußgeldern rechnen. Campieren ist hier nur auf Privatgrund mit ausdrücklicher Erlaubnis des Besitzers gestattet. Mit der Genehmigung der örtlichen Behörde ist es teilweise erlaubt.
- Mehr erfahren: Wildcampen in Italien – Ist das erlaubt?
Wildcampen auf dem Balkan
Laut Gesetz ist das Wildcampen in den Ländern Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro, Mazedonien sowie in Albanien verboten. Falls Du doch eine Nacht irgendwo übernachten möchtest, solltest Du Dich außerhalb von touristischen Ballungszentren einquartieren und stets freundlich und respektvoll bleiben und Dein Lager nicht für mehrere Tage aufschlagen.
Wildcampen in Spanien und Portugal
In Portugal ist das Wildcampen offiziell verboten, in Spanien ist es nur mit Genehmigung der örtlichen Behörde erlaubt. Teilweise gibt es auch regionale Verbote. Willst Du mehr als eine Nacht an einem Ort bleiben, solltest Du die regionalen Gesetze kennen. Schlage Dein Zelt nicht in Wohngebieten, am Strand oder näher als 1.000 Meter an einem Campingplatz auf. Außerdem ist es verboten, mehr als drei Nächte an einem Ort zu übernachten sowie mit mehr als drei Zelten und zehn Personen. Ausnahme ist der Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Hier wird das Campieren auf den letzten 100 Kilometern vor der Pilgerstadt entlang des Weges geduldet.
Wildcampen in Großbritannien und Irland
Grundsätzlich ist das Wildcampen in Schottland erlaubt. Entsprechende Regeln, an die sich Camper zu halten haben und bestimmte Gebiete, wo das Campen verboten ist, findest Du im Scottish Outdoor Access Code. In England, Wales und Irland ist Wildcampen generell nicht erlaubt, wird aber in abgelegenen Regionen und entlang von Fernwanderwegen geduldet. Das Land ist auf viele unterschiedliche Besitzer aufgeteilt. Solltest Du gebeten werden, Dein Lager zu verlassen, dann gibt es keine Widerrede. Ansonsten solltest Du Dich an dem Grundsatz „Leave no Trace“ orientieren.
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